Im Kolpinghaus in Salzburg beginnt am Dienstag, dem 18. Juni, der Strafprozess zur Katastrophe vom Kitzsteinhorn. Vorige Woche trafen sich Richter, Staatsanwältin, Kriminalpolizei zur Stellprobe im ungewöhnlichen Verhandlungssaal.
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Dass ein Prozess zur Gänze außerhalb eines Gerichts in einem eigens angemieteten Verhandlungssaal abgewickelt wird, ist ungewöhnlich. Platzmangel in den Räumlichkeiten des Landesgerichts Salzburg hatte das Ausweichen ins Kolpinghaus notwendig gemacht. Gerichts-Präsident Walter Grafinger: "Wir haben keine geeigneten Kapazitäten. Unser großer Verhandlungssaal fasst nur 100-120 Personen. Obendrein ist er durch das WEB-Verfahren (Strafprozess um den Zusammenbruch der Bautreuhand-WEB-IMMAG. Anm.) blockiert."
Die Zahl der Prozessbesucher dürfte alles bisher Dagewesene übertreffen: Zusätzlich zu den Angehörigen der 155 Seilbahnopfer vom Kitzsteinhorn wird Platz für 16 Angeklagte (der Vorwurf lautet auf Fahrlässiges Herbeiführen einer Feuersbrunst bzw. Fahrlässige Gemeingefährdung), die Verteidiger und 46 Privatbeteiligte benötigt. Dazu kommen Sicherheits-Beamte und Prozess-Kiebitze - für Medienvertreter wird ein Pressezentrum eingerichtet. "Wir können bis zu 700 Personen versorgen", ist man im Kolpinghaus zuversichtlich.
Die Kosten für das Verfahren werden "sicher nicht unter zwei Mill. Euro" liegen, schätzt Grafinger. Richter Manfred Seiss hofft indes, dass der Prozess nicht zum Event verkommt. "Es ist immer noch ein Strafprozess, und ich hoffe, ihn auf einer sachlichen, emotionslosen Ebene abhandeln zu können", meinte der Richter im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".