Belgrad - Die Überstellung von Milosevic an das Haager Kriegsverbrecher-Tribunal nimmt zwar den prominentesten Namen von der Fahndungsliste, doch es bleiben drei Dutzend übrig. Dass es des Mannes habhaft werden konnte, der mit seiner Großserbien-Rede auf dem Amselfeld vor zwölf Jahren den Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien provozierte, wird das Tribunal aber anspornen, auch die Übrigen zu fassen.
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Ganz oben auf der Liste stehen fraglos Radovan Karadzic und Ratko Mladic, im Bosnien-Krieg politischer Machthaber und militärischer Chef der serbischen Separatisten. Karadzic ist gelegentlich in Serbien gesehen worden, überwiegend aber in der Republika Srpska, die seit dem Friedensschluss zusammen mit der kroatisch-bosnischen Föderation Bosnien-Herzegowina ausmacht. Mladic hat sich nachweislich in Belgrad aufgehalten, als Milosevic noch im Amt war. Inzwischen, so beteuert die Regierung, bleibe er dem jugoslawischen Serbien fern.
Insgesamt sind noch 37 mutmaßliche Kriegsverbrecher auf freiem Fuß, darunter 13, deren Namen das Tribunal geheim hält, um die Chance zu erhöhen, sie zu fassen. Wichtigste Zufluchtsorte sind die Republik der bosnischen Serben und die Bundesrepublik Jugoslawien.
Ihre Zeit sei nun hoffentlich abgelaufen, sagt der Sprecher des Tribunals, Jim Landale. Mit Milosevic wurden im Mai 1999 vier weitere hohe Staatsvertreter unter Anklage gestellt, weil sie verantwortlich gemacht werden für die Gräuel des Feldzuges gegen die Kosovo-Albaner Anfang 1999.
Einer von ihnen, der serbische Präsident Milan Milutinovic, ist noch im Amt und genießt folglich Immunität vor einer Auslieferung. Er will sich möglicherweise aber freiwillig dem Tribunal stellen. Zwei andere mutmaßliche Komplizen Milosevics sind Abgeordnete des Bundesparlamentes: Der frühere stellvertretende Ministerpräsident Nikola Sainovic und der frühere Innenminister und Polizeichef Vlajko Stojiljkovic.