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Karamanlis hat die Rechnung ohne die verheerenden Waldbrände gemacht

Von Alexander U. Mathé

Analysen

"Blöd geht oft", heißt es in Wien salopp. Aber auch in Athen dürfte sich Konstantinos Karamanlis ähnliches gedacht haben. Der Chef der konservativen griechischen Regierungspartei Nea Demokratia hatte voller Zuversicht im August Neuwahlen ausgerufen. Die Umfragen sprachen für ihn und der Mandatsausbau seiner Partei schien nur noch Formsache sein.


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Daher auch der frühe Termin, der den Griechen gerade einmal einen Monat Zeit gab, sich auf den Urnengang vorzubereiten. Es sollte alles ganz schnell gehen. Und das tat es auch - allerdings nicht so, wie Karamanlis sich das vorgestellt hatte. Denn die desaströsen Waldbrände, die dutzende Menschen das Leben kosteten, stürzten den Politiker in die größte Krise seiner Amtszeit.

Der Opposition spielte das Unglück in die Hände. Sie prangerte die Unfähigkeit der Regierung an, das Desaster in den Griff zu bekommen und dessen Folgen zu lindern.

Karamanlis verspielte in der Folge seinen deutlichen Vorsprung. Inoffizielle Umfragen der letzten Tage sahen sogar teilweise die größte Oppositionspartei, die sozialistische Pasok, in Führung.

Da könnte Karamanlis auch seine (von der Opposition bezweifelte) herausragende Wirtschaftsbilanz nicht mehr helfen: Exportsteigerung um mehr als 30 Prozent, Wachstum über vier Prozent, 7,5 Prozent weniger Arbeitslose.

Dennoch: Dass Sozialistenchef George Papandreou wirklich das Rennen machen könnte, gilt unter Experten als außerordentlich unwahrscheinlich: Er gilt als zu wenig populistisch und inhaltlich zu farblos. Stimmt das, dürfte andererseits gerade diese Wahl die wohl erfolgversprechendste für den Sozialisten sein.

Denn eine weitere Folge der kurzen Vorlaufzeit und der Waldbrände war ein Wahlkampf, dem es großteils an politischen Inhalten mangelte. Die waren schließlich auch gar nicht geplant. So hörte man lediglich die übliche Platitüden: Von der "Stärkung der sozialen Dimension der Politik" war hüben die Rede, oder drüben vom "Ende des Staats als Selbstbedienungsladen".

Sollte Karamanlis das Rennen für sich entscheiden, so sieht es nach einem knappen Sieg aus. Dadurch könnte der konservative Premier aber renitenten Hinterbänklern hilflos ausgeliefert sein, die abzuspringen drohen.

Soweit will es Karamanlis aber gar nicht erst kommen lassen und hat bereits angekündigt, dass er erneut Neuwahlen ausrufen werde, sollte seine Partei nicht die absolute Mehrheit erreichen. Vielleicht läuft es ja dann nicht mehr so blöd.