Wien. Männer zeigen Interesse an Karenz. In ihren Beratungszentren hat die Arbeiterkammer (AK) bemerkt, dass vor allem die beiden neuen Kurzvarianten des Kinderbetreuungsgeldes nachgefragt werden.
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Zur Stärkung der Väterbeteiligung seien allerdings noch die Beseitigung rechtlicher "Hürden" sowie eine Sensibilisierung der Betriebe notwendig, meint Ingrid Moritz, Leiterin der AK-Abteilung Frauen und Familie.
Prinzipiell gebe es einen Trend, wonach Männer eher den späteren Teil des Kindergeldbezugs in Anspruch nehmen, so Moritz. Deshalb werde man bei der zu Jahresbeginn eingeführten Kurzvariante 12+2 Monate (1.000 Euro, jeweils bei Beteiligung beider Partner) und der ebenfalls neuen einkommensabhängigen Variante (maximal 12+2 Monate, 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens, höchstens 2.000 Euro) erst nach etwa einem Jahr sehen, wie hoch die Väterbeteiligung wirklich sei. "Aber die Anfragen sind da", meinte die Expertin.
Allerdings müssten noch arbeitsrechtliche Hürden beseitigt werden. So brauche es etwa einen eigenständigen Karenzanspruch für Väter. Derzeit könne ein Vater rechtlich gesehen nur sofort nach der Schutzfrist oder der Karenz der Mutter seinerseits in Karenz gehen - habe die Mutter aber keinen Karenzanspruch, etwa weil sie sich in Ausbildung befinde, könne es zum Beispiel mit dem Kündigungsschutz ein Problem geben.
Außerdem fordert die AK für Eltern die Möglichkeit eines Nebeneinanders von Karenz und Elternteilzeit. Der "Knackpunkt" seien allerdings die Unternehmen, sagte Moritz. Eine Untersuchung der AK aus dem Jahr 2007 habe ergeben, dass Männer, denen etwa durch Elternteilzeit berufliche Nachteile drohen, eher auf diese verzichten. Die Arbeitgeber würden "häufig Stolpersteine in den Weg" legen, kritisierte Moritz. Es dürfe aber kein Nachteil entstehen, wenn man als Mann in Karenz oder Elternteilzeit gehe - dies müsse man in den Köpfen durchsetzen.
Familienstaatssekretärin Christine Marek (V) will bei den neuen Varianten mittelfristig eine Väterbeteiligung von 20 Prozent erreichen. Sie zeigte sich gegenüber der APA optimistisch, dass man dieses Ziel nach dem Vollausbau - also dem ersten "Durchgang" von 14 Monaten - auch erreichen werde. Väter würden nämlich tendenziell die ihnen zustehenden Monate erst gegen Ende des Kindergeldbezuges in Anspruch nehmen und somit noch nicht in der aktuellen Statistik aufscheinen.
Knapp fünf Prozent aller Eltern, die im Juli Kinderbetreuungsgeld bezogen haben, sind Männer. Der höchste Männeranteil findet sich dabei mit rund 23,7 Prozent in der Berufsgruppe der Selbstständigen, wie aus einer aktuellen Statistik des Familienministeriums hervorgeht. Gemessen an den Kindergeldbeziehern im jeweiligen Bundesland sind in Wien mit 9,3 Prozent die meisten Väter in Karenz. Insgesamt gab es im Juli exakt 149.041 Kindergeldbezieher, 7.330 davon, also rund 4,9 Prozent, waren Männer.