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Karge Trefferquote

Von Sabine Ertl

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Herbert Marshall McLuhan war ein weiser Mensch. Seine Theorien über kühle und heiße Medien haben die Gemüter erhitzt. Zeitungen seien heiße Medien, meinte er. Sie könnten über Einzelereignisse mit hoher Intensität berichten, das Fernsehen hingegen nicht. Es sei daher kühl, es funktioniere nach einem Ritual, einem Rhythmus, einem Muster.

Dass dem so ist, lässt sich beim unbewussten TV-Zapping im Wirrwarr der TV-Kanäle leicht feststellen. Man bleibt da und dort hängen und fährt damit fort, bis sich - so will es das Ritual - auch ein Erfolgserlebnis einstellt. Ähnlich erging es mir mit dem Montagnachtprogramm (nach 22 Uhr). Das Warten auf Reinhold Beckmann (ARD) sollte durch puren Zufall Birgit Schrowanges Magazin "EXTRA" (RTL) überbrücken. Neben einer durchaus witzigen Geschichte über einen erfolgreichen Rosenverkäufer, gab es leider auch jede Menge Fußball: Abschleppwagenfahrer haben bei Fußballspielen Hochsaison, und Oliver Kahn hat für den Sport seine junge Freundin geopfert.

Wieder bei Beckmann, konnten mich seine Gäste nicht wirklich begeistern. Also zurück in heimische Gefilde, sicher ist sicher. Garantierte Wohltat gibt es nämlich Woche für Woche in Barbara Retts "Treffpunkt Kultur". Zwar trägt dort hohe Kultur mitunter fade Züge, nicht jedoch ein hochinteressanter Bericht von Susanne Scholl über russisches Theater und zwei aktuelle Produktionen, die in Wien bei den Festwochen aufgeführt werden.

Und damit schließt sich der unheilvolle Kreis des Suchens, ergeben eineinhalb Stunden einen Kurzgenuss von rund fünf Minuten. Harte Arbeit, karger Lohn.