Über 1,6 Mrd. Euro für einfache Mehrheit. | Deal laut Haider fix ausverhandelt. | Wien. In Kärnten sind die Weichen für den mehrheitlichen Verkauf der Hypo Alpe-Adria an die Bayerische Landesbank (BayernLB) gestellt. Stolz verkündete Landeshauptmann Jörg Haider Montagnachmittag nach den entscheidenden Gesprächen, der Deal sei perfekt.
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Für ihren Einstieg nimmt die halbstaatliche BayernLB mehr als 1,6 Mrd. Euro in die Hand. Bereits seit Monaten soll sie - nach dem verlorenen Match um die Bawag - mit dem Land in Gesprächen gewesen sein.
Laut Haider wurde der Gesamtwert der Hypo mit 3,25 Mrd. Euro fixiert. Eine EU-weite Ausschreibung sei "nicht nötig", da die Bayern "über Wert" bezahlen, betonte der BZÖ-Spitzenpolitiker.
Land fällt unter die Sperrminorität
Wie die zukünftige Eigentümerstruktur der Hypo konkret aussieht, soll am heutigen Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Klar ist bisher nur, dass die BayernLB wie angestrebt mindestens die einfache Mehrheit - 50 Prozent plus eine Aktie - erhält.
Wie viel das Land von seinen 45 Prozent verkauft, wurde am Montagabend in einer außertourlichen Aufsichtsratssitzung der Kärntner Landesholding festgelegt und stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Dem Vernehmen nach sind es 21 bis 22 Prozent.
Die Hypo-Mitarbeiterstiftung dürfte ihr gesamtes Paket von 4,5 Prozent abgeben. Und weitere 24 Prozent wird die BayernLB von der Investoren-Gruppe um den designierten Hypo-Vorstandschef Tilo Berlin übernehmen, die zur Zeit gut 9 Prozent hält, bald aber ihre Anteile aus den Aktienbeständen des Hypo-Miteigentümers Grazer Wechselseitige (Grawe) auf 25 Prozent aufgestockt hat.
Eine Bieterschlacht wird es nicht geben. Zwar hatte Haider noch am Wochenende potenzielle Interessenten aufgerufen, sich zu melden. Doch schon am Montag galt dieser Aufruf nicht mehr.
Erste Bank wäre in
den Ring gestiegen
Einem alternativen Angebot der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen, die sich gemeinsam mit der Steiermärkischen und der Kärntner Sparkasse überraschend ins Spiel brachte, erteilte Haider kurzerhand eine Absage. Begründung: Im Gegensatz zur BayernLB könne die Erste die Arbeitsplätze in der Hypo nicht garantieren.
Für die Erste Bank, die in Osteuropa in acht Ländern rund 16 Millionen Kunden, und 3000 Filialen hat, wäre die in Südosteuropa breit aufgestellte Hypo eine ideale Ergänzung.
Grundsätzliches Kaufinteresse an der Hypo kam gestern auch von Raiffeisen und den Volksbanken, aber eher hinter vorgehaltener Hand. Für die Bank Austria ist die Hypo dem Vernehmen nach kein Thema, weil sie in jenen Ländern, wo die Hypo Alpe-Adria auch präsent ist (am Balkan), bereits vertreten ist und dort auch durchwegs führende Marktpositionen hat (so etwa in Kroatien und Bosnien).
In der Bawag wurde eine mögliche Hypo-Übernahme nicht einmal angedacht, wie ein Sprecher sagte.
+++ Wissen: Ohne Ausschreibung?Darf er das denn? Kann Haider einfach so fixieren, dass exklusiv mit der BayernLB verhandelt wird? Müsste es nicht eine Ausschreibung geben? Die Antwort ist "Jein": Innerösterreichisch kann man als Eigentümer an seinen bevorzugten Geschäftspartner verkaufen - anders als bei der Vergabe öffentlicher Aufträge muss es keine Ausschreibung geben. "Hier herrscht Eigentümerfreiheit", erklärt der Experte Bernhard Raschauer, Universitätsprofessor für Öffentliches Recht in Wien.Allerdings könnte so eine Exklusivität (ohne Ausschreibung)EU-weit zu einem Problem werden: "Die Europäische Kommission prüft dann nach, ob es eine Beihilfe war" - und ob man so seinen Freunden durch einen niedrigen Preis einen indirekten Wettbewerbsvorteil verschafft. Um sich diesen Vorwurf nicht gefallen lassen zu müssen, hat man laut Raschauer zwei Möglichkeiten: Entweder man verkauft über eine Ausschreibung, und eruiert so den Marktwert. Oder man lässt das "Gut" durch zwei unabhängige Wirtschaftsprüfer schätzen. Laut Haider wurde die Hypo bereits von Deloitte und KPMG bewertet.