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Kärntner Hypo zeigt ehemaliges Finanzwunderkind Windhorst an

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Windhorst: "Vorwürfe sind sämtlich haltlos und entbehren jeder Grundlage."


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Wien. Knapp 30 Millionen Euro Verlust aus umstrittenen Aktiengeschäften wären nichts, worüber die Kärntner Hypo so einfach hinwegsehen könnte - und das hat nun möglicherweise für die eine oder andere wohlbekannte Persönlichkeit der internationalen Finanz-Szene unangenehme Folgen. In einer Sachverhaltsdarstellung von Ende März 2011, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, stellt die Bank massive Vorwürfe gegen den deutschen Promi-Investor Lars Windhorst und drei weitere Personen in den Raum. Es bestehe der Verdacht auf strafbare Handlungen - insbesondere schweren Betrug und Untreue.

Hintergrund der Anzeige ist der Versuch der Hypo im Jahr 2007, ein substanzielles Geschäft als Aktienhändler aufzubauen. Zu diesem Zweck holte man die Firma RRS rund um Rene Riefler an Bord, die sich um die Kundenvermittlung kümmern sollte. In der Folge beschränkte man sich nicht auf den Handel mit Wertpapieren, sondern führte auch sogenannte Warehousing-Geschäfte durch, bei denen Aktienpakete aufgebaut und erst später an den Kunden weiterverkauft wurden. Hier besteht freilich das Risiko, dass der Kunde am Ende des Tages die Aktien nicht übernimmt und die Bank darauf sitzenbleibt.

Genau das ist - der Sachverhaltsdarstellung zufolge - der Hypo mit der deutschen Firma Vatas passiert, bei der Windhorst Geschäftsführer war. Laut einem internen Bericht der Bank baute die Hypo Anfang 2008 für Vatas massive Aktienpakete auf - per Ende Februar wurden die Problempositionen mit 41,6 Millionen Euro beziffert. Konkret handelte es sich dabei um Aktien der Curanum AG und der Balda AG sowie Aktien der Freenet AG die ebenfalls Vatas zugerechnet werden.

Hypo ortet Täuschung

Nachdem Windhorst Anfang März 2008 erklärte, Vatas sei nicht in der Lage, die Freenet-Position zu übernehmen, verkaufte die Hypo das Paket. Inzwischen war jedoch der Kurs gefallen: Die Hypo beziffert den Schaden mit rund 4,1 Millionen Euro. In Bezug auf die Curanum- und Balda-Aktien hat laut Anklage die britische Vatas-Muttergesellschaft Sapinda im Februar 2008 zugesagt, für eine Abwicklung per Ende März 2008 zu sorgen. Das sei nicht geschehen: Da Vatas insolvent sei und bezüglich Sapinda ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt worden wäre, sei nicht mit einer Übernahme zu rechnen.

Im Jahr 2010 wurde mit dem Verkauf begonnen. Inklusive des Freenet-Verlusts erwartet die Hypo einen Schaden von zumindest 29,4 Millionen Euro. Sie äußert den Verdacht, dass Windhorst und ein weiterer Vatas-Mitarbeiter Aktienkäufe beauftragten "im Wissen, dass die Vatas weder fähig noch willig war", diese Aktien der Hypo zum vereinbarten Preis abzunehmen. Insbesondere bestehe der Verdacht, dass sie die Hypo bewusst "über die Vermögensverhältnisse der Vatas täuschten und sich oder andere hierdurch bereicherten". Sapinda-Chef Robert Hersov (bekannt als ehemaliger Air-Berlin-Großaktionär) soll durch die nicht eingehaltene Abnahmezusicherung der Hypo "vorsätzlich" einen Schaden zugefügt haben. Die Hypo ortet seitens Vatas und Sapinda eine "Täuschungshandlung". Die vierte von der Anzeige betroffene Person ist ein Ex-Angestellter der Hypo, dem Untreue vorgeworfen wird. Er hat bisher jedes Fehlverhalten bestritten.

"Erst später liquidiert"

Windhorst und Hersov wiesen am Mittwoch die Vorwürfe als "sämtlich haltlos" zurück. Diese würden "jeder Grundlage" entbehren. Richtig sei, dass Vatas, zuletzt im Jänner 2008 Aktiengeschäfte mit der Hypo abgewickelt habe. "Weitere Geschäfte konnten aufgrund der negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten im Allgemeinen und den negativen unternehmensspezifischen Entwicklungen in den betroffenen Aktien im Speziellen entgegen den damaligen Erwartungen nicht mehr abgewickelt werden." In welcher Höhe der Hypo daraus später Schäden entstanden sind, sei "nicht bekannt". Klarzustellen sei, dass Vatas erst 2009, also ein Jahr später, verursacht durch die allgemeine Finanzkrise liquidiert worden sei. "Hier einen Zusammenhang herzustellen, ist absolut unzutreffend."

Windhorst hat sich in den 90er Jahren einen Namen gemacht, als er mit 16 Jahren ein Unternehmen gründete und stark expandierte. Später ging er gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, für den er als "Wunderkind" galt, auf Auslandsreisen. 2010 wurde Windhorst wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.