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Thomas Daniel Schlee demissioniert mit Ende 2015 als Intendant des Carinthischen Sommers. Damit erfährt der Carinthische Sommer und damit Kärnten den größtmöglichen Kulturverlust. Es kann nur schlechter werden.
Schlee, international renommierter Komponist, Organist und Musikmanager, übernahm die Festspiele im Jahr 2004 und positionierte sie als Bollwerk gegen die grassierende Festivalitis mit ihren Kraut-und-Rüben-Programmen nach Salzburger Vorbild, wobei zugestanden sei, dass die Salzburger Kraut und Rüben mit Blattgold überziehen. Schlee entwickelte den Carinthischen Sommer als Festspiel der geistigen Auseinandersetzung. Das Herz des Carinthischen Sommers der Ära Schlee war somit sein Programm, nicht das gesellschaftliche Drumherum.
Aus diesem Grund kann Schlee nicht hinnehmen, wenn man ihn seitens des Trägervereins durch mehr oder weniger versteckte Tricks in seiner künstlerischen Entscheidungsfreiheit beschneidet. Das schuldet er nicht nur seiner Selbstachtung, sondern auch dem Carinthischen Sommer, der in einer von Trägerverein und auch Land gegängelten Variante nicht mehr das Festspiel sein kann, als das es seinerzeit von Helmut Wobisch erdacht wurde.
Schlee sei schwierig, hörte man immer wieder. Man hätte dankbar sein sollen, denn die Auseinandersetzung mit einem intellektuell schwierigen Intendanten kann einer Sache nur förderlich sein. Stromlinienform sorgt für Langeweile. Elf Jahre lang war Kärnten durch Schlees Carinthischen Sommer ein Zentrum der internationalen Kreativität. Willkommen jetzt in der Kärntner Realität.