Zum Hauptinhalt springen

Kärntner Urlaubsimperative

Von Hans-Paul Nosko

Kommentare

diarium


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seit mehr als zehn Jahren Kärnten-Abstinenz verbrachten wir unseren Urlaub heuer wieder dort. Und zwar an jenem See, an den wir früher jeden Sommer fuhren, als unsere Tochter noch nicht zur Schule ging. Da waren wir natürlich gespannt, was sich verändert hatte und was gleich geblieben war, abgesehen von Hypo und Heta. Der Erstbefund lautete: Der Gasthof sieht noch so aus wie früher, unser Zimmer hat ein modernes Bad bekommen, der See ist so warm wie eh und je, die Wirtsfamilie genauso nett, auch ringsum sind die Menschen so freundlich wie damals.

Eines fiel jedoch auf: Die Zahl der Verbotsschilder ist spürbar gestiegen. "Privat - Zutritt verboten - Zuwiderhandeln wird gerichtlich geahndet" steht etwa am Eingang zahlreicher Ufergrundstücke an einigen Seen zu lesen. Also: Besitzstörungsklage - sofort. Noch immer humaner als in manchen Gegenden der USA, wo mit gezieltem Beschuss durch den Eigentümer zu rechnen ist.

Als wir zu Fuß den Pyramidenkogel erklommen hatten, aßen wir auf einer Bank neben dem Parkplatz unsere mitgebrachten Äpfel und tranken dazu ein paar Schluck Wasser. Dies in Sichtweite der Terrasse eines Restaurants am Fuße des Aussichtsturms. Frisch gestärkt, entdeckten wir eine Tafel, auf welcher der Verzehr von Speisen und Getränken ebendort untersagt wird. Glücklicherweise war unser Vergehen niemandem aufgefallen.

Auf dem Rückweg erblickten wir am Ufer des Keutschacher Sees ein Schild, das einen schmalen Grünstreifen als "öffentliche Erholungsanlage" ausweist; darunter sind in rot umrandeten, schräg durchgestrichenen Kreisen Menschen beim Schwimmen, Surfen, auf dem Fahrrad und im Gras liegend zu sehen. Erlaubt ist dort demnach: Betreten, essen und trinken, dies aber im Stehen oder Gehen und wohl auch ein kurzes Gespräch.

Am Köstlichsten fanden wir eine Tafel, die die Tür eines mittelalterlichen Bergfrieds ziert, der im Wald des Pyramidenkogels steht. Der Text ist banal: "Privat - Zutritt verboten". Allerdings befindet sich die Tür etwa fünf Meter über dem Boden und wäre selbst für einen Extremkletterer schwer zu öffnen, da sie mit der Mauerfläche des Turms bündig abschließt. Außerdem hatte der neue Burgherr wohl ohnedies von innen abgeschlossen.

Aber die Kärntner können ihre Anliegen auch freundlich und witzig vorbringen. Da anscheinend die Höflichkeit der Gäste am Wörthersee nachgelassen hat, hatte ein Kaffeehausbesitzer in Pörtschach auf seine Getränkekarte, die als Tafel an der Wand hing, Folgendes geschrieben: "Café . . . 7,48", darunter "Bitte einen Café . . . 4,52" und noch eine Zeile tiefer "Grüß Gott, bitte einen Café . . . 2,50". Meine Frage, ob die höheren Preise im Fall des Falles eingehoben würden, verneinte die Kellnerin zwar lachend; einen erzieherischen Effekt wird die Ankündigung hoffentlich jedoch haben. Der Zehnjahresvergleich kurz gefasst: genauso schön, ein paar Schilder mehr, eines davon echt witzig.

Hans-Paul Nosko, geboren 1957, lebt als Journalist in Wien.