Von Seefeld-Kadolz aus bedienen Maximilian Hardegg und sein Önologe Peter Veyder-Malberg seit Jahren ihre anspruchsvolle Kundschaft. Vor allem die Weine ihrer MAX-Serie - legendäre Weißburgunder und Merlots bzw. Merlot-Cabernets - brachten es nicht nur im In-, sondern auch im Ausland zu höchsten Ehren. Doch neben dieser klassischen Linie steuern die Weinmacher des Schlossweinguts auch auf einem exzentrischen Erfolgskurs.
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Viognier, Syrah und "Portwein" heißen die Produkte, die außerhalb der Norm, querdenkerisch und weitab von traditionellen Weinviertel-Vorstellungen liegen. Der Grund: "Wir sind auf der Suche nach Möglichkeiten, das Terroir unserer Weingärten stärker herauszuarbeiten und dabei die langsame Klimaveränderung zu berücksichtigen." - Leicht wird ihnen das freilich nicht gemacht: Der Erfolg des "Portweins" führte bei den Portugiesen zu einer gewissen Verstimmtheit, weshalb er nun "Forticus" (von "Fortifizierung" - Aufspritten mit Weinbrand) heißt.
Der kultverdächtige Viognier heißt "V" und ist mit 450 Schilling vermutlich der teuerste Tafelwein Österreichs, da die Weißweinsorte in Österreich noch nicht als Qualitätswein zugelassen ist, was - vom niedrigeren Preis abgesehen - auch für den Syrah ("S") gilt, der bei einer Syrah-Fassprobe 1999 des Wirtschaftsmagazins "trend" unter 16 Proben als Drittbester hervorging. An ihrer Popularität unter Kennern ändert dies nichts, die raren Weine sind zum Teil ab Hof ausverkauft und nur noch im Fachhandel erhältlich.
Sonne und Hitze 2000: Jahrgang der Extreme
Dies dürfte auch auf die Weine von Josef Umathum zutreffen, einem der burgenländischen Paradewinzer, hinter dem ein "Weinjahr der Extreme" liegt. Denn, so Umathum: "Selten waren die Bedingungen so extrem und nach einer unglaublich frühen Lese präsentieren sich die Weine bei der ersten Verkostung außergewöhnlich viel versprechend. Die Rotweine sind schwarz, dicht, konzentriert und bestechen durch exotische Fruchtnoten."
Umathum, dem es gelang, selbst mit diesem Übermaß an Sonne und lang anhaltender Trockenheit fertig zu werden, weiß um den Lohn: "Der Vergleich mit dem legendären Jahrgang 1945 drängt sich auf, als es eine ähnlich frühe Lese und vergleichbare Witterungsbedingungen gab." Von ihm sind daher erneut elegante, kräftige Weine mit lange anhaltendem Trinkgenuss zu erwarten.
"Hills" starker Auftritt in Chicago
Auch Leo Hillinger, der zielstrebige Winzer aus dem burgenländischen Jois, rechnet mit einem neuen Durchbruch dank des Jahrgangs 2000. "Hill", der 1990 das elterliche Weingut übernahm und es mit seiner internationalen Erfahrung zu einem der Topbetriebe der Region machte, setzt auf integrierte biologisch-biotechnische Maßnahmen, um ein überregionales Qualitätsniveau zu erreichen. Und das ist ihm bereits gelungen: Drei der bemerkenswerten Kreszenzen "Hills" wurden soeben vom "Beverage Tasting Institute in Chicago" als "outstanding" bewertet: Erster Platz in der Kategorie Rotwein mit 93 Punkten für "Hill 1". Erster Platz in der Kategorie Weißweine mit 90 Punkten für "Hill 2". Und sensationelle 93 Punkte für seinen Cabernet Sauvignon 1997. Damit setzt sich die Erfolgsgeschichte des jungen Weinmachers und des Weingutes konsequent fort, weiß doch Leo Hillinger ganz genau, worauf es letztendlich ankommt: "Was die Qualität anbelangt, gibt es keine Kompromisse. Denn bei einer Verkostung spricht eben nur mehr das Produkt für sich."
Bei ihm durchaus nachweislich, wurde doch das Beverage Tasting Institute (BTI) in Chicago 1981 mit dem Anspruch gegründet, verlässliche und faire Verkostungsergebnisse zu erzielen, wofür sogar ein "Tasting Lab" eingerichtet wurde. (Bekannt ist das BTI auch als Gründer und Sponsor der "World Wine Championships".)
Durch Qualitätsmanagement aufgestiegen
Hermann und Eleonore Hammer aus Rust sind das typische Beispiel dafür, dass man die längste Zeit herrliche Weine machen kann, ohne zunächst aus dem Image des "Geheimtipps" herauszukommen. Heuer fand dies freilich ein plötzliches Ende, als die gesamte Fachwelt die Weine des Winzerehepaares entdeckte. Und schon regnete es nur so die Auszeichnungen und der Gourmetführer "heine A La Carte 2001" reihte sie gar bereits unter die besten Winzer Österreichs. Zuvor hatten die Hammers bei der "International Wine Challenge 2000" in London für beträchtliches Aufsehen gesorgt, wo gleich mehrere ihrer Weine ausgezeichnet wurden. So etwa der Sauvignon Blanc Ausbruch Barrique 1998 - von Kennern als "sehr jugendpikant, cremig, mit feiner Textur, viel Finesse, wuchtig, ausgezeichnet, tolle Zukunft" ("heine A La Carte") beschrieben, errang ebenso Bronze wie der Grauburgunder Ausbruch Essenz Barrique 1998 (im "Falstaff" mit "ausgezeichnet" bewertet) und der Sauvignon Blanc 1999, während der Ruster Sauvignon Blanc Ausbruch Barrique 1999 es gar auf Silber brachte.
Allerdings sind dies bei weitem nicht alle Weine des Ehepaares Hammer, welche die Fachpresse in diesem Jahr zu Ausrufen der Begeisterung veranlassten und die Hammers an die Spitze der Süßweinerzeuger katapultierten. Deren Repertoire umfasst nämlich auch noch sensationelle Weine außerhalb der Süßen, wie etwa Welschriesling, Pinot Blanc, Chardonnays und verschiedene Blaufränkische, etliche davon in Barrique.
Der Prophet im eigenen Land . . .
Freilich, ohne seine Auslandserfolge wäre das Ruster Ehepaar wohl noch eine ganze Weile "unentdeckt" geblieben, gilt doch offensichtlich der Prophet im eigenen Land immer noch nicht viel. In Chicago dagegen hatte ihr Pinot Cuvée Ausbruch 1993 freilich schon 1998 Gold bei den "World Wine Championships" errungen und mit Gold war im selben Jahr auch ihr Chardonnay Ausbruch Essenz 1995 bei der "International Wine Challenge" in London bewertet worden.
Eine Erfahrung, die die Hammers mit vielen anderen österreichischen Winzern teilen. Aber vielleicht kommen die Tester von Robert Parker´s "The Wine Advocate" wieder einmal nach Österreich: Sie hätten noch viel zu entdecken.
. . . leidet unter dem Verfall der Traubenpreise
Seltsam genug, dass die "Renommierten Winzer des Burgenlandes" trotz des tollen Jahrgangs 2000 einen Verfall der Traubenpreise zu beklagen hatten, ist doch der Weinbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der zahlreiche Arbeitsplätze bietet und auch eine Attraktion für den Tourismus darstellt. Der Sprecher der "Renommierten Weingüter Burgenland" (RWB), Velich: "Wir wollen nicht, dass der Weinbau aus manchen Dörfern zu verschwinden droht, die Politiker müssen ihn ernster nehmen als bisher." Dem RWB gehören elf Spitzenweingüter an: Paul Achs, Feiler-Artinger, Gesellmann, Hans Igler, Kollwentz-Römerhof, Weinlaubenhof Alois Kracher, Krutzler, Pöckl, Ernst Triebaumer, Umathum und Velich.
Informationen über mehrere hundert österreichische Winzerinnen und Winzer, Weingüter und deren Produkte sowie Bestellservice (direkt beim Erzeuger) gibt es nun auch im Internet unter www.vinum.at oder über die Wiener "Vinum Hotline" (Tel.: 544 28 18/14).