Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es ist die Paradefigur des britischen Komikers Sacha Baron Cohen: Borat, der kasachische Chaot, der von einem Fremdschäm-Fettnäpfchen ins nächste poltert und dabei auch den einen oder anderen US-Prominenten mit ins Verderben stürzt. Das ist natürlich alles kein Zufall, und dass ausgerechnet kurz vor der US-Wahl eine Fortsetzung des berüchtigten Films mit den altbekannten Reinleg-Tricks herauskommt, schon gar nicht.
Diesmal erwischt es Donald Trumps Anwalt und den Ex-Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani. In einer Szene, die auch zeigt, wie schnell abgebrühte Juristen jede angebrachte Skepsis ablegen, wenn sie von einer Blondine angeflirtet werden, bringt der Film beziehungsweise Giuliani sich selbst in eine kompromittierende Situation.
Am Sonntag hat US-Präsident Trump daher wenig überraschend vor Journalisten nicht nur gesagt, dass er Borat nicht witzig finde, sondern auch, dass er Sacha Baron Cohen für einen "verlogenen Typen" halte. Das ist schon ein hohes Satirepotenzial, das dieser Film da noch außerfilmisch aufzubringen im Stande ist. Immerhin sagt das ein Mann, der es mit der Wahrheit auch nicht so genau nimmt. Zwei Männer, die im Beruf lügen - der eine, weil es sein Job ist, der andere, ja warum eigentlich? Ob die unterschiedliche Wertigkeit von Unwahrheit beim Wähler ankommt? Borats Einmischung in den US-Wahlkampf ist ein Wagnis, aber die Regeln des Anstands abgeschafft hat Trump ohnehin schon lange selbst.