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Kaschmir-Äpfel für Pakistan

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik
Auf zur Feier des Tages geschmückten Kleinlastern überquerten Obst und Gemüse die umstrittene Grenze zwischen Pakistan und Indien. Foto: ap

Ein kleiner Schritt zur Normalisierung. +++ Die beiden Erzrivalen agieren überaus vorsichtig. | Neu Delhi. Kleine, süße Kaschmiräpfel und Wari, scharfe Gewürzkuchen, haben die bunt geschmückten Laster im indischen Salamabad geladen. Es sind Geschenke für die andere Seite der "Line of Control" auf pakistanischem Territorium. In dieser 740 Kilometer langen, scharf bewachten und nicht anerkannten Grenze, die Kaschmir in eine pakistanischen und indischen Teil, trennt klafft nun ein kleines Loch.


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Erstmals seit 61 Jahren ist der alte Handelsweg zwischen Srinagar und Muzaffarabad wieder offen - allerdings nur für den Warenverkehr. Die Straße war früher die einzige Verbindung in das fruchtbare Kaschmir-Tal und noch heute ist es die einzige Zufahrtsstraße, die theoretisch das ganze Jahr über befahrbar ist, wenn Schnee und Eis die Strecke ins indische Jammu blockieren, über die der Verkehr ins Tal jetzt läuft.

Zwei Kriege und einen Mini-Krieg haben die beiden Atommächte Indien und Pakistan um Kaschmir geführt. Der Dauerkonflikt um das idyllische Tal im Himalaya-Gebirge gilt als das größte Hindernis bei der Normalisierung der Beziehungen zwischen den verfeindeten Nachbarn, die immer noch von Angst und Argwohn geprägt ist. An der "Line of Control" liefern sich indische und pakistanische Soldaten immer wieder kleine Gefechte.

Bescheidener Handel

Zweimal in der Woche sollen nun Laster über die Kaschmir-Grenze fahren. Das Ausmaß des Warenaustausches ist jedoch bislang bescheiden. Nur 21 Waren sind bislang für den Handel gelistet.

Dazu gehören Safran, Tamarinden-Früchte, Walnuss-Möbel und traditionelle Lederpantoffeln aus dem pakistanischen Peshawar. Weil zwischen den beiden Ländern kein Bankensystem existiert, müssen die Güter getauscht werden. Auch Steuern werden wegen fehlender Abkommen nicht erhoben.

Beide Länder fürchten, dass eine Formalisierung einer de facto-Anerkennung der Grenze gleichkommen könnte. "Es ist kein wirklich internationaler Handel," gesteht ein hoher Beamter im Wirtschaftsministerium in Neu Delhi ein. "Im Moment sind eine Reihe von Dinge mit Absicht nicht geklärt worden, weil die Situation für uns neu ist."

Dennoch wird der Schritt in Indien und Pakistan gleichermaßen als überwiegend positiv gewertet. Die neue Regierung in Islamabad bemüht sich um bessere Beziehungen zu Indien und hat in der letzten Zeit versöhnliche Töne angeschlagen. Präsident Asif Ali Zardari, der zumindest verbal eine harte Linie gegen den islamistischen Terrorismus im eigenen Land vertritt, hat vor kurzem die militanten Kaschmir-Kämpfer auf der indischen Seite als "Terroristen" bezeichnet und damit einige in Pakistan verstimmt.

Auch Indien war an der neuen Handelsroute gelegen, um die politisch angespannte Lage im indisch verwalteten Kaschmir zu verbessern. Im August war das überwiegend muslimische Kaschmir-Tal wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten worden, weil hinduistische Demonstranten in Jammu die einzige Zufahrtsstraße blockierten. Damals hatten sich Händler, deren Waren auf den Feldern verdarb, zu einer Protestfahrt Richtung Pakistan aufgemacht. Der Konvoi war jedoch von den indischen Behörden gestoppt worden. Bei den anschließenden Unruhen kamen etwa 30 Menschen ums Leben.