Die aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen sollen den Beschäftigten im Tourismus nicht allein höhere Löhne bringen. Die Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) hat eine Reihe weiterer Forderungen.
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"Hauptschwerpunkt", sagte gestern HGPD-Vorsitzender Rudolf Kaske, sind die Lohnabschlüsse. Zahlen nannte er keine - "konkurrenzfähig" sollen sie sein. Die Löhne der Mitarbeiter der "Niedriglohnbranche Tourismus" lägen im Schnitt um 31,4% unter dem österreichischen Durchschnittseinkommen. Und das, meinte Kaske, obwohl sich Österreichs Tourismus im Vorjahr "hervorragend" geschlagen habe - trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation in Europa und zunehmender Konkurrenz aus Mittel- und Osteuropa vor allem im Wellness- und Städtetourismus. Es sei an der Zeit, die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen, erklärte Kaske weiter.
Die Österreichische Hoteliersvereinigung, Interessensvertretung der Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie, sieht das anders: Die Branche durchlaufe einen "massiven Strukturwandel" und verliere an Marktanteilen. Anstelle "großer Lohn- und Gehaltssprünge" müssten neue Arbeitszeitmodelle diskutiert werden.
Deutsche Lohndrücker?
Der Druck ausländischer Arbeitnehmer dürfe nicht zu schlechteren Löhnen führen, meinte Kaske. Seit einiger Zeit arbeiten immer mehr Deutsche in der heimischen Tourismusbranche. "Vielen ist ein Billigjob in Österreich lieber, als gar keiner in Deutschland", sagte Kaske gegenüber der "Wiener Zeitung", fügte aber hinzu: "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Die Deutschen allein sind nicht Schuld am Lohndumping." Von den 159.000 Beschäftigten im Tourismus stammen etwa 3% aus Deutschland, 30% kommen aus Osteuropa, Ex-Jugoslawien und der Türkei.
Zuschlag statt Pauschale
Das neue KV-Modell, das zur Zeit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern erarbeitet wird, solle auch eine geänderte Regelung der Nachtarbeitszuschläge beinhalten. Kaske: "Viele fallen derzeit um ihre Pauschale um." Bisher erhielten Arbeitnehmer für die Zeit zwischen 22 bis 6 Uhr eine Pauschale von - so Kaske - "unter 18 Euro". Allerdings: Diese wurde erst ab der "vierten Stunde plus einer Minute" ausbezahlt. Künftig wünscht sich Kaske für jede Stunde einen Zuschlag: "Das könnten zwei Euro für die Zeit von 22 bis 23 Uhr, vier Euro bis 24 Uhr usw. sein."
Weitere Forderungen sind u.a. längere Verfallszeiten bei den Überstunden - derzeit liegen sie bei vier Monaten - sowie weniger als 17 Lohnpositionen. Die KV-Verhandlungen sollen bis 1. Mai abgeschlossen sein.