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Kasperl nur für Frühaufsteher

Von Werner Grotte

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Sieben Uhr Früh ist nicht wirklich die Zeit, in der viele Leute fernsehen. Wer dies doch tut, vernimmt unerwartet Vertrautes: "Kinder, seid ihr alle daaaa?" - "Jaaaaa!" "Servus Kasperl" heißt die tägliche Sendung, in der Kasperl samt Bärenfreund Pezi (und anderen) und aufgeregten Kindern im Publikum Abenteuer bestehen. Ältere Semester erinnern sich noch gut an die Zeit, als der Kasperl im Fernsehen jeden Mittwoch um fünf fast eine Institution war. Schöpfer der Wiener Kultfigur waren das Lehrerehepaar Hans und Marianne Kraus, die mit ihrer "Wiener Urania Puppenbühne" ab 1950 so erfolgreich waren, dass sie ab 1957 eine eigene 30-minütige TV-Sendung erhielten. Und das in einer Zeit, als es erst ein TV-Programm gab, die Geräte nur Schwarzweiß-Bilder zeigten und längst nicht jede Familie einen Fernseher besaß.


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Im Laufe der Jahre kamen andere Kasperlbühnen dazu, doch erst 1994 wanderte die Sendung wegen schwindender Seherzahlen auf einen weniger attraktiven Sendeplatz Samstag Früh. Auch mit der Urania Puppenbühne ging es bergab. Nach dem Tod der Gründer 1999 führte das Ensemblemitglied Manfred Müller die Bühne weiter und stand 2006 knapp vor dem Konkurs. Heute erfreut sich das modernisierte Theater wieder steigender Beliebtheit bei Kindern und Eltern - wohl nicht zuletzt, weil es heimische Sprache pflegt: "Servus Kinder" statt Hallo oder Hi, "Na wui" statt oh Mann. Ganz zu schweigen von Pezis legendärem "Krawuuzikapuuzi". Schön, dass auch der ORF den Kasperl seit vorigem Herbst in neuem Gewand wieder öfter spielt. Immerhin ist die Sendung die älteste bestehende TV-Serie der Welt. Ob sieben Uhr Früh aber der ideale Sendeplatz ist, darf bezweifelt werden.