Zum Hauptinhalt springen

Kastldenken

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Nun ist es fix: Austria 9 wird an die ProSiebenSat1-Gruppe verkauft und mit einem neuen Konzept als "Frauensender" neu bespielt. Nun ist es müßig, Austria 9 aus diesem Anlass nachzuweinen. Schließlich ist die Einstellung des Senders maximal für Nostalgie-Fans ein herber Verlust, hat man sich doch im Wesentlichen darauf beschränkt, Programm aus den Archiven abzuspielen. Sicher, das war auch schon mal was Besseres dabei. Aber ein typisch österreichisches Programm war das wohl nicht. Und dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack für die heimische Medienlandschaft, dass da wieder einmal ein TV-Projekt gescheitert ist.

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt sich aber auch in ähnlicher Weise für das Nachfolgeprojekt. Denn es ist ja auch nicht so, dass der Frauensender Sixx alles bisher Dagewesene übertreffen würde. Mag zwar das Label Frauensender/Männersender für die Vermarktung gut sein (schließlich kann man damit die Stoßrichtung von Kampagnen präzisieren), aber aus Sicht der Zuseher ist schon die Frage, ob es nun vom Geschlecht abhängig sein soll, was einem gefallen darf und was nicht. Es soll durchaus Männer geben, die sich für Kosmetik interessieren, und Frauen, die Freude daran haben, wenn Fantasy-Figuren den Bihänder schwingen. Hat eigentlich schon einmal jemand gefragt, was sich das Fernsehpublikum denkt, wenn man es im Jahr 2012 in derart plumpe Kategorien einsortiert? Aber solange ein Werbemarkt dafür da ist, stellen sich solche Gender-Fragen offenbar nicht.