Ehrgeizige | Wachstumspläne. | Spektakuläre | Bauprojekte geplant. | Riesige Reserven an Gas als Polster. | Doha. Lange nahm man Katar als ein vermögendes und von der Öffentlichkeit unterschätztes Emirat wahr, das zwar reich an Erdöl und vor allem an Erdgas ist, aber darüber hinaus weder bedeutende Wirtschaftszweige unterhält, noch Attraktionen aufweisen kann.
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Doch das hat sich in den letzten Jahren, auch mit der Veranstaltung der "Doha Asian Games 2006", maßgeblich geändert. Das Land hisst die Flaggen und unternimmt entscheidende Schritte in eine neue Ära.
Der Plan ist, in einem kurzen, aber intensiven Zeitraum die komplette Infrastruktur dafür zu schaffen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 28,5 Mrd. US-Dollar (Stand 2004) bis zum Jahr 2011 auf annähernd 70 Mrd. Dollar gesteigert werden kann. Dabei sollen nicht nur die enormen Gasreserven unterstützen. Die Kataris haben sich auch sonst noch Einiges vorgenommen.
"Wir erwarten, dass aufgrund der Investitionen unser Wachstum hoch bleiben wird. Zumindest mittelfristig, wenn wir gewisse Korrekturen vornehmen und unsere Schwachpunkte reduzieren", erklärt Ibrahim Ibrahim, Wirtschaftsberater des Emirs und Herrschers von Katar. "Dann wird unsere Wirtschaft robust bleiben".
Ibrahim ist - wie viele seiner Landsleute - experimentierfreudig. Der Berater schlägt vor, verschiedene Bruttoinlandsprodukte einzuführen: ein Gas- und ein Öl-BIP sowie ein Nicht-Öl und Nicht-Gas-BIP: "Damit kann man erkennen, was am besten funktioniert".
Gasindustrie ausbauen
In Katar ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass die Gasindustrie, im Gegensatz zur Ölindustrie, um ein Vielfaches ausbaufähiger ist. Zwischen den Jahren 1999 und 2005 sind die Einkünfte aus verflüssigtem Erdgas von umgerechnet 1,7 Mrd. Euro auf 5,5 Mrd. Euro gestiegen.
Das hatte auch entsprechende Auswirkungen auf die Industrialisierung: Etwa 87 Prozent des Exportes des Landes bestehen aus Erdöl und Erdgas. Dieses Wachstum ist teilweise auf die sich ändernden Ölpreise zurückzuführen, aber großteils auf die geschickte Planung bei der Entwicklung ambitionierter Strategien. Dabei gehen die Wüstenbewohner nur sehr kalkulierte Risiken ein. Als Resultat haben sie ihre Industrie modernisiert, und es ist ihnen gelungen, ihre Erdgasindustrie zu kommerzialisieren und ihre riesigen Gasreserven zu Geld zu machen.
Investment-Boom
Mehr als 10 Mrd. Dollar an öffentlichen Mitteln werden in die zu schaffende Infrastruktur gepumpt. Dazu gehört unter anderem ein neuer Flughafen, der 5,5 Mrd. Dollar kosten und auf neu aufgeschüttetem Land gebaut werden soll.
Weitere spektakuläre Bauprojekte sind eine 400 Hektar große künstliche Insel namens "The Pearl" - eine der ersten Immobilien des Landes, an der Ausländer Eigentum und somit auch eine permanente Aufenthaltsgenehmigung erwerben können, sowie zwei Brückenbauwerke: Die "Freundschaftsbrücke" mit einer Länge von 45 Kilometern, die Katar und Bahrain verbinden soll, sowie eine Verbindung zu den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Ein weiteres Mega-Projekt ist der "Qatar Science & Technology Park" (QSTP), der im Mai 2007 seine Tore öffnen soll. Das Forschungszentrum, das sich auf der so genannten "Education City" ansiedeln soll, hat schon jetzt große internationale Namen wie Exxon Mobil, Shell und GE überzeugt, ein Teil davon zu sein.
"Wir wollen für die ausländischen Unternehmen attraktive Bedingungen schaffen, aber im Endeffekt ist für uns auch wichtig, dass die jeweiligen Firmenaktivitäten technische Entwicklungen beinhalten", meint Eulian Roberts, Chief Executive von QSTP.
Shell zum Beispiel investiert in den nächsten 5 Jahren 100 Mio. Dollar in ein Forschungszentrum mit dem Hauptaugenmerk auf die Entwicklung eines neuen Katalysators, der eine Konvertierung von Erdgas zu flüssigen Treibstoff ermöglicht.
Und auch Exxon Mobil wird sein Augenmerk auf Liquified Natural Gas (LNG) legen, was nicht weiter verwundert, weil Exxon der größte Erdgas-Partner von Katars RasGas, einem der weltweit führenden Erdgaslieferanten, ist. Damit wird Exxon auch bald der weltgrößte private LNG-Produzent.
Energie-Supermacht
"Aber das allerwichtigste ist für uns," bringt es Roberts auf den Punkt, "dass wir auch eine Kultur des technologischen Unternehmergeistes in der Region fördern".
Mit diesem Vorhaben und dem Wissen, auf Gasreserven zu sitzen, die größer sind als alle nachgewiesen Gasvorkommen in Nord- und Südamerika, Westeuropa und den Sub-Sahara-Regionen, ist das kleine Emirat Katar definitiv auf dem Weg, eine Energie-Supermacht des 21. Jahrhunderts zu werden.