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Der Katarkater hat den Europarat erreicht: Am Donnerstag stimmte die Mehrheit der Abgeordneten aus 47 Europaratsländern für eine Entschließung, wonach die Fifa die WM 2022, die dem winzigen Wüstenstaat vor knapp fünf Jahren zugesprochen wurde und seither für anhaltende Vorwürfe von Korruption und Menschenrechtsverletzungen sorgt, neu vergeben sollte. Die Betonung liegt auf sollte. Denn weil Entschlüsse des Europaratsparlamemts in Straßburg nicht bindend sind, wimmelte der Weltfußballverband die Forderung gleich einmal als freundliche Empfehlung ab. Es gebe keine rechtliche Verpflichtung dazu, stattdessen sei man fest von den positiven Effekten überzeugt. "Wir glauben, dass die WM 2022 eine einmalige Plattform ist, einen positiven sozialen Wandel voranzubringen", heißt es in bestem Fifa-Diplomatensprech. Nun ja, die Geschichte hat solche Hoffnungen zwar längst ins Reich der Mythen verbannt, aber es klingt zumindest gut.
Und es ist ohnehin nicht entscheidend. Die WM 2022 wird im Winter dieses Jahres stattfinden, da nützt weder ein Ermittlungsbericht, in dem die Bestechungsindizien aufgelistet sind, noch der Beschluss des Europarats. Wirkliche Handhabe hätte man nur mittels Gesetzesänderung in der Schweiz, mit der man auch die als Vereine eingetragenen - und dadurch in vielen Belangen begünstigten - Sportorganisationen stärker zur Rechenschaft ziehen könnte. Und genau davor hütet sich die Schweiz, deren Angeordnete nun ja auch versucht haben, den Entschluss zu verhindern. Erst kürzlich wurde eine (unter anderem vom IOC in Auftrag gegebene) Studie veröffentlicht, wonach die in der Schweiz angesiedelten Sportorganisationen wie IOC, Fifa und Uefa dem Land pro Jahr umgerechnet 1,02 Milliarden Euro bringen. Weitere Fragen erübrigen sich.