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"Katastrophe" bei Reallohnentwicklung

Von Alexandra Grass

Politik

Die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und SPÖ-Budgetsprecher Christoph Matznetter haben gestern auf die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern hingewiesen. Ihre Forderungen: Erhöhung der Frauen-Erwerbsquote, mehr Kinderbetreuungsplätze und individuelle Qualifikation.


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Matznetter ortet eine "kleine Katastrophe" im Bereich der Reallohnentwicklung. Von gesunkenen Einkommen betroffen seien vor allem Frauen. So mussten etwa Arbeiterinnen in den letzten vier Jahren ein Minus von 11,1 Prozent (Männer minus 5,9 Prozent) hinnehmen, weibliche Angestellte zwei Prozent. Nur im öffentlichen Dienst würden die Einkommen stagnieren. Auch in qualifizierteren Jobs sei die erwartete Trendwende nicht eingetreten.

Zur Verschärfung der Einkommensschere würde auch beitragen, dass Frauen vielfach Teilzeit oder atypisch beschäftigt sind - vor allem auch nach der Babypause, was einen vollen Wiedereinstieg erschwert, meinte Prammer. Zudem würden arbeitslose Ehefrauen aufgrund hoher Einkommen der Partner keine Notstandshilfe erhalten und damit aus der Intensivbetreuung des AMS heraus fallen. Ebenso hätte sich die Steuerreform 2005 negativ auf die Schere ausgewirkt. Denn jene knapp 2,5 Millionen Steuerpflichtige, die im Vorjahr keine Steuer bezahlt haben, sind überwiegend Frauen und haben nichts von der Entlastung.

Politik und Sozialpartner seien nun gefordert, betonten Prammer und Matznetter unisono. Sie fordern mehr Vollzeitjobs für Frauen, die Erhöhung der Erwerbsquote, ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen, ein flächendeckendes Angebot an ganztägigen Schulformen sowie spezielle Qualifikationsprogramme für Frauen im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Die Regierung sollte dafür 100 Mio. Euro in Form eines Wiedereinstiegsgeldes zur Verfügung stellen. Prammer sieht es als "Gesetz der Stunde" hier zu handeln.

Während sich die Grüne Brigid Weinzinger den Forderungen anschloss, sieht die ÖVP-Abg. Elisabeth Scheucher-Pichler die Lage nicht so dramatisch und betont das Bemühen der Regierung bei Wiedereinstieg und Qualifikationsmaßnahmen. Auch habe die SPÖ verschwiegen, dass 350.000 zusätzliche Einkommensbezieher durch die Reform keine Steuern mehr zahlen müssten, was vor allem Frauen zugute komme.