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Durch ihre verzweifelte wirtschaftliche Lage tragen arme Menschen in ländlichen Regionen selbst zur verheerenden Schadensbilanz nach einem Naturereignis bei.
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In Pakistan führten ungewöhnlich schwere Monsunregen im Juli und August zur Überschwemmung eines Gebietes, das zweimal so groß wie Österreich ist. 20 Millionen Menschen sind noch immer betroffen. Ein Tsunami vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra kostete jetzt mindestens 400 Menschen das Leben, und ein drohender Vulkanausbruch könnte die Zahl erhöhen. Das sind nur zwei Beispiele von vielen.
Menschen und Systeme stehen vor der Herausforderung, unmittelbar und effektiv die größten Schäden zu beheben und das ärgste Leid zu lindern. Doch im Bemühen zu helfen ändert sich seit Jahrzehnten wenig: Das Ringen um finanzielle Mitteln mit Ministerien, die Verteilungsfrage zwischen den Akteuren, die Bitten um Spenden wiederholen sich - jedes Jahr, auf nationaler und internationaler Ebene.
Pakistan oder Indonesien sind keine Eintagsfliegen - sowohl in der Wahrnehmung der Menschen als auch statistisch betrachtet nehmen Anzahl und Folgeschäden von Naturkatastrophen zu. Mehr und mehr werden sie durch die klimatischen Veränderungen zumindest begünstigt. Warum jedoch die Auswirkungen immer tragischere Ausmaße in Entwicklungsländern annehmen, liegt in erster Linie an der Armut großer Bevölkerungsanteile.
Durch ihre verzweifelte wirtschaftliche Lage tragen arme Menschen in ländlichen Regionen selbst zur verheerenden Schadensbilanz nach einem Naturereignis bei: Das Abholzen von Hängen, die Übernutzung landwirtschaftlicher Flächen, das Siedeln an dafür ungeeigneten Standorten haben im Katastrophenfall unweigerlich die Zerstörung der spärlichen Infrastruktur, den Verlust der Unterkunft, den Verlust von Anbauflächen und damit Lebensgrundlage zur Folge.
Gleichzeitig schafft das schnelle und vor allem in Entwicklungsländern unkontrollierte Wachstum der Städte neue Risiken: In dicht bevölkerten, schlecht gebauten Slums drängen sich Menschen in Schluchten, an steilen Hängen oder in Überschwemmungsebenen zusammen. In 20 Jahren werden etwa zwei Milliarden Menschen in Slums leben.
Die miserablen Existenzgrundlagen in ländlichen Regionen, das schnelle Bevölkerungswachstum in Städten, eine schlechte Infrastruktur, der Verfall der Ökosysteme, schwache Regierungsführung und damit das Fehlen örtlicher Hilfsstrukturen sind bekannte Risikofaktoren. Unter diesen Vorzeichen ist es auch im Katastrophenfall extrem schwierig, rasch und effektiv Hilfe zu leisten.
Daher setzen sich entwicklungspolitische und humanitäre Organisationen für die Bekämpfung der ursächlichen Faktoren ein, um menschliches Leid und schwere wirtschaftliche Schäden - wenigstens langfristig - zu verhindern. Konzepte zur Armutsbekämpfung liegen vor, Strategien zur Eindämmung des Klimawandels sind erarbeitet, die Finanzierungen sind seit langem zugesagt. Katastrophen vorbeugen heißt handeln statt jammern.
Petra Navara-Unterluggauer ist Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung - Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und
Humanitäre Hilfe (Internet: www.globaleverantwortung.at). Die Tribüne gibt ausschließlich die Meinung des betreffenden Autors wieder und muss sich nicht mit jener der Redaktion der "Wiener Zeitung" decken.