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Die Medienbehörde KommAustria hat eine der schwierigsten Aufgaben: Sie verteilt die Radio-Frequenzen, ein knappes Gut, für das es immer mehr Nachfrage als Angebot gibt. Vor allem in Wien, wo die Anbieter Schlange stehen, wenn eine der raren Frequenzen ausgeschrieben wird. Die jüngste Entscheidung der Behörde mag gerade in diesem Licht verblüffen: Sie vergab eine Frequenz für Wien an das erzkatholische Radio Maria, das bereits im Süden Wiens und im Raum St. Pölten zu empfangen ist. Andere Anbieter gingen leer aus. Das Interessante an dem Fall ist jedoch die Begründung: Die Behörde ging dabei davon aus, dass die Vergabe an den katholischen Sender die Meinungsvielfalt erhöhe. Dass es mit Radio Stephansdom (betrieben von der Erzdiözese Wien) bereits einen Sender mit explizit katholischen Inhalten gibt, wischt die Behörde in ihrem Bescheid vom Tisch - man orte kaum Überschneidungen. Das mag zwar auf dem Antragspapier so sein, jeder, der Radio Maria zumindest ab und zu hört, weiß aber, dass dort selbst für christliche Verhältnisse nur ein kleines Segment einer interessierten Hörerschaft bedient wird. Zwar besticht der Sender mit einem beachtlichen Angebot von 70 Prozent Wortanteil, es darf jedoch die Frage gestattet sein, ob gemeinsames Rosenkranz-Beten oder Live-Übertragungen von Exerzitien tatsächlich das sind, was die Wiener Radiolandschaft am bittersten nötig hat. Interessant wird es auch dann, wenn ein islamischer Verein unter Hinweis auf die Gleichbehandlung einen Radiosender betreiben will. Auf die Begründung der Ablehnung darf man gespannt sein.