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Die Aktie ist heuer um 70 Prozent gefallen. Für einige Experten ist das Papier noch immer stark überbewertet.
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Beim Elektroautobauer Tesla geht der Lack ab. Seit Jahresbeginn ist der 2020 und 2021 kometenhaft gestiegene Aktienkurs des amerikanischen Kultunternehmens um fast 70 Prozent nach unten gesaust. Tesla gilt damit an der US-Technologiebörse Nasdaq und unter den internationalen Autokonzernen als einer der schlechtesten Aktienwerte des heurigen Jahres. Wobei sich der Kurs allein in den vergangenen drei Monaten mehr als halbierte.
Trotzdem ist Tesla nach wie vor der wertvollste Autohersteller der Welt - mit einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 381 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Noch Anfang Jänner lag der Börsenwert des von E-Autopionier Elon Musk mitgegründeten und gemanagten Konzerns bei sagenhaften 1,2 Billionen Dollar.
Selbst beim derzeitigen - schon stark geschrumpften - Börsenwert sprechen Teile der Fachwelt von einer "absurden Überbewertung". So ist Tesla auch jetzt noch ungefähr zehn Mal so viel wert wie etwa die alteingesessenen Autobauer Ford, General Motors, Porsche und BMW. Der Grund: Viele Anleger sehen Tesla nicht so sehr als Auto-Titel, sondern - mit Blick auf eine Reihe technischer Innovationen - mehr als Technologie-Wert, der viel für die Zukunft zu versprechen scheint.
Buchwert je Aktie: 10 Dollar
Unterstrichen wird dies dadurch, dass sich der Buchwert des Unternehmens (Firmenvermögen minus Schulden) dem Vernehmen nach zuletzt auf circa 10 Dollar pro Aktie belief, während der Börsenkurs mit derzeit rund 122 Dollar aufgrund der Einpreisung von Zukunftserwartungen weit darüber liegt. Auf Basis seines Buchwertes bringt Tesla als gesamtes Unternehmen "nur" rund 31 Milliarden Dollar auf die Waage.
Dass viele Investoren Tesla-Aktien in Bausch und Bogen aus ihren Depots werfen und sich heuer mehr als 800 Milliarden Dollar an Börsenwert in Luft aufgelöst haben, hat indes etliche Gründe. Die Sorge über eine mögliche Rezession im kommenden Jahr drückt seit Monaten die Stimmung. Befürchtet wird, dass die Nachfrage nach den relativ teuren Autos des Konzerns schwindet.
Schon jetzt lassen die Auftragsbücher Absatzprobleme erahnen. So werden auf dem wichtigen chinesischen Markt die Förderungen für E-Autos ab Jänner heruntergefahren, während in Europa die exorbitant hohen Strompreise den Markt für Elektro-Fahrzeuge negativ beeinflussen.
Was Tesla ebenfalls nicht in die Karten spielt, ist der zunehmende Wettbewerb: De facto hat mittlerweile jeder große Autobauer wettbewerbsfähige Modelle in seinem Angebot. Dazu kommt, dass Tesla in seinem neuen Autowerk in Berlin massive Personalprobleme hat und somit die dortigen Produktionsziele wackeln.
Angesichts all dieser Umstände ist es für Branchenexperten kaum vorstellbar, dass der Konzern 2023 weiter kräftig wie geplant um 50 Prozent wachsen kann. Bremsen dürften auch die Lieferkettenprobleme, die zum Teil noch immer bestehen, und die Zinserhöhungen der Notenbanken, wodurch Finanzierungen teurer werden. Dennoch gibt es Analysten, die die Wachstumsstory bei Tesla für intakt halten und die Aktie gerade jetzt zum Kauf empfehlen.
Schaden durch Twitter-Chaos
Den größten Anteil an der heurigen Kursmisere dürfte freilich das Chaos rund um die 44 Milliarden Dollar schwere Twitter-Übernahme durch Musk haben. Der 51-jährige Tesla-Chef verkaufte wegen Twitter immer wieder in diesem Jahr große Mengen an Tesla-Aktien, das hat die Kurse erheblich belastet. Offenbar muss er bei Twitter Finanzlöcher stopfen, die Schuldenlast ist dort nach seiner Übernahme von 1,7 auf 13 Milliarden Dollar angestiegen.
"Musk benutzt Tesla wie einen Bankomat", kommentiert die selbständig arbeitende Wiener Analystin Monika Rosen. Dies und seine "Eskapaden" als Twitter-CEO sorgten für Unmut bei den Tesla-Aktionären. Zudem werde befürchtet, dass Musk sein Engagement bei Tesla vernachlässigen könnte. "Die Marke Tesla hat in der öffentlichen Wahrnehmung bereits Schaden genommen", betont Rosen.