Bewusstes Kaufen liegt im Trend. | Selbst die Multis reagieren darauf. | Der Konsument ist ein armes Würschtel. Was kann er schon machen, wenn Frauen irgendwo für Hungerlöhne Schuhe fertigen und T-Shirts nähen, Kinder Fußbälle zusammenkleben oder Teppiche knüpfen, Landarbeiter bei der Blumenzucht vergiftet werden oder Fabrikarbeiterinnen bei Bränden umkommen, weil sie wie Sklaven eingesperrt werden?
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Gar nicht wahr, entgegnet der bekannte deutsche Journalist und Autor Fred Grimm, es muss nur Schluss sein mit der "Geiz ist geil"-Mentalität. Bewusstes Einkaufen liegt im Trend, und Lifestyle mit sozial-ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden, wird immer einfacher und vor allem auch leistbar. Und seine Argumente stechen.
Denn in Zeiten der Globalisierung und des Internets kommt alles irgendwann ans Tageslicht und schreckt die Menschen auf. Verbraucher heute schauen nicht nur auf den Preis, sondern wollen auch Zeichen setzen - für eine umweltschonende Produktion, fairen Handel und soziale Arbeitsbedingungen. Doch anders als die Ökos der "Jute statt Plastik"-Ära legen sie auch Wert auf Qualität, Design, Genuss und Spaß. Mit der einstigen apokalytpischen Konsumkritik haben sie nichts am Hut, dafür aber setzen sie Zeichen durch ihr persönliches - von Menschenrechts- und Tierschutzorganisationen inspiriertes - Kaufverhalten.
Das zeigt mittlerweile deutlich Wirkung: "Wichtige Großinvestoren fordern den Einsatz erneuerbarer Energien und die Verpflichtung auf soziale Mindeststandards. Und die Unternehmen reagieren. Plötzlich liegen Bio-Produkte auch in den Regalen der Billig-Supermärkte, H&M kündigt die Verwendung von Öko-Baumwolle an, IKEA den Verzicht auf Tropenholz. In den USA schenkt McDonalds Fair-Trade-Kaffee aus. Eine Modefirma wie American Apparel, die ausdrücklich nicht in Sweatshops produziert und teilweise biologisch angebaute Baumwolle verwendet, wird zur Kultmarke", so Grimm.
Rockstars wie Bono mit seiner "Red"-Idee - "Freude am Konsum haben und gleichzeitig etwas Gutes tun" - sind dabei die Opinion Leader. Grimm: "American Express entwickelte eine spezielle rote Kreditkarte - bis zu einem Jahresumsatz von 7500 Euro pro Karte geht ein Prozent, darüber hinaus 1,25 Prozent an Global Funds. Gap ließ exklusiv in Afrika ein rotes T-Shirt entwerfen. Armani präsentierte eine Red- Sonnenbrille und Converse einen karierten Turnschuh. Schließlich schloss sich Motorola an und brachte ein schickes rotes Red-Handy in den Verkauf."
Grimm stellt deshalb - nach Branchen sortiert - Produkte und Unternehmen vor, die neue Wege gehen: Von Ernährung über Mode, Kosmetik, Wohnen, Reisen und der Technik bis zur Geldanlage zeigt er, welche Trendlabel, Luxusmarken oder Großkonzerne dem neuen Trend bereits Rechnung tragen, worauf man beim Einkauf achten sollte und dass man letztlich auch mit gutem Gewissen schön sein und sogar Geld verdienen kann.
Fred Grimm
Shopping hilft die Welt verbessern
Verlag Mosaik/Goldmann
400 Seiten, 15,40 Euro
Der etwas andere Guide.