Abbruch soll auf Unstimmigkeiten unter den Eigentümerfamilien zurückgehen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Innsbruck/Düsseldorf. Eigentlich hätten diese Woche die Verhandlungen zwischen der Signa Holding um Tiroler Immobilienentwickler René Benko und dem börsenotierten Düsseldorfer Metro-Konzern über den Verkauf der Metro-Sparte Galeria Kaufhof (140 Standorte, 3,5 Milliarden Euro Umsatz, 19.300 Mitarbeiter) fortgesetzt werden sollen. Doch der neue Metro-Chef Olaf Koch hat am Dienstag die Verkaufsgespräche einseitig beendet.
"Aus unserer Sicht können wird das Ertragspotenzial von Galeria Kaufhof besser selbst heben als durch einen Verkauf", begründete Koch offiziell den überraschenden Rückzieher. Zugleich will der Vorstand des DAX-Konzerns an der "weiteren Wertsteigerung von Kaufhof arbeiten". Denn: Im Vorjahr verbuchte Kaufhof einen Umsatzrückgang von 3,7 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro; im vierten Quartel 2011 betrug das Umsatzminus sogar 4,6 Prozent.
Indes waren die Gespräche mit Signa schon sehr weit gediehen. Mit Stand Dezember sollen bei dem Signa-Angebot für die rund 140 Kaufhofläden nur die Bewertung einzelner Standorte offen gewesen sein. "Da hätte man sich geeinigt, man hatte sich ja bis auf 300.000 Euro angenähert. Daran kann es nicht wirklich gelegen haben", sagt ein deutscher Brancheninsider zur "Wiener Zeitung". "Es sei denn, Metro hat eine völlig neue Bewertung vorliegen, wo sollte die aber herkommen." Dem Vernehmen nach dürfte Signa für die Verkaufsverhandlungen und Due Diligence bei Kaufhof einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag ausgegeben haben. Der Abbruch der Verkaufsverhandlungen habe nichts mit Signa zu tun, meinen Insider, sondern soll auf Unstimmigkeiten unter den Eigentümerfamilien zurückzuführen sein. Zur Erinnerung: Seit 2008 suchte Metro einen Käufer für die Kaufhofsparte.
Fragwürdige Vorgangsweise
"Der Abbruch der Gespräche ist auch deshalb verwunderlich, weil Koch als Finanzvorstand in die gesamten Gespräche eingebunden war", sagt ein Insider. "Metro funktioniert aber leider nicht wie ein normaler Dax-Konzern. Das Ganze hat mit internen Diskussionen bei Metro zu tun, der Vorstandschef Koch ist dem Wunsch der Eigentümer, den Verkauf nochmals zu überdenken, nachgekommen." Denn bei Metro soll demnächst eine Gesellschafterversammlung anstehen. Daher nehmen Beobachter an, dass man vor diesem Meeting mit dem Kaufhof-Verkauf keine vollendeten Tatsachen schaffen wollte, um sich kontroverse Diskussionen unter den Eigentümern zu ersparen. Größte Anteilseigner von Metro sind die Erben der Firmengründer: Die Gesellschafterfamilien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck haben 50,01 Prozent der Stimmrechte, weitere 9,97 Prozent hält die Gesellschafterfamilie Beisheim. Der Rest entfällt auf den Streubesitz.
Umsatz leicht gesunken
Das Geschäftsjahr 2011 war für den Metro-Konzern durchmischt. Der Gesamtumsatz sank um 0,8 Prozent auf 66,7 Milliarden Euro; in Deutschland ging der Umsatz um ein Prozent auf 25,9 Milliarden Euro zurück, in Westeuropa um 3,1 Prozent auf 20,9 Milliarden. Indes wurden in Osteuropa Zuwächse von 0,4 Prozent verbucht und in Asien/Afrika sogar ein Plus von 11,3 Prozent.
"Trotz eines guten Endspurts war das Weihnachtsgeschäft insgesamt enttäuschend", bekannte Metro-Chef Koch. In Österreich betreibt Metro nicht nur Cash & Carry-Märkte, sondern steuert von Vösendorf aus mit der Metro Cash & Carry International Holding GmbH auch die Geschäfte in Zentral- und Osteuropa sowie in Asien, darunter in China und Japan. Die Metro Cash & Carry Österreich GmbH setzte mit knapp 2000 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2010 mehr als 789 Millionen Euro um, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug 29,12 Millionen Euro, der Jahresgewinn rund 26,04 Millionen Euro.