Weniger Society-events, dafür weiterhin Mitarbeiter-Incentives. | Nicht so viele Agenturen zertifiziert wie von der WKO erhofft. | Wien. Statt dem Fünf-Gang-Galamenü mit Kaviar und Champagner wird nun nur ein Drei-Gang-Menü serviert, kostspielige Society-events sind Geschichte. "Die Kunden verlangen weniger pompöse Veranstaltungen", berichtet Bernhard Schösser, Geschäftsführer der Eventagentur Innpuls und eventnet-Branchensprecher der Wirtschaftskammer (WKO). Werden bei den Auftraggebern Jobs abgebaut, passt eine ausgelassene Party nicht ins Bild.
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Eventagenturen merken, dass ihre Auftraggeber sparen - ganz auf Events verzichten wollen sie aber nicht. Ob Produktpräsentation, Mitarbeiterfeier, Kongress, Sportturnier oder Fortbildungsseminar - Veranstaltungen gelten als ein Marketingwerkzeug, mit dem Unternehmen Kontakte pflegen und trotz der Werbeflut noch zum Endverbraucher durchdringen können. "Materielle Produkte zählen weniger, Live-Erlebnisse werden hingegen wichtiger", sagt Martin Sigmund, Leiter des Lehrgangs Eventkommunikation des Instituts für Kulturkonzepte, der im März startet.
"Glücksritter bringen die Branche in Verruf"
Für die Eventagenturen ist der Beratungsaufwand höher geworden. "Wenn in jeder Abteilung Budgets gekürzt werden, muss eine Marketingabteilung nachweisen können, dass eine Veranstaltung Sinn macht", sagt Martin Brezovich, Geschäftsführer der Event agentur MCI Wien und Sprecher der Vereinigung Event Marketing Board Austria (Emba). Während Fortbildungs- und Motivationsveranstaltungen für Mitarbeiter weiterhin gefragt sind, wird kaum mehr Geld in glamouröse Partys gepumpt, die nicht in die Gesamtkommunikation des Unternehmens eingebettet sind. "Es sollte vor der Planung des Events feststehen, was das Unternehmen mit der Veranstaltung erreichen will", so Brezovich.
Der Druck auf die Branche ist aufgrund der Wirtschaftskrise größer geworden: "Einigen Agenturen sind die Kunden weggebrochen", sagt Brezovich. Einigen kleinen Agenturen mit nur wenigen Kunden hat dies die Existenz gekostet. Zahlen über den Branchenumsatz gibt es nicht, die Emba will bis Herbst erstmals ein Ranking der 25 größten heimischen Agenturen erstellen. Auch die Zahl der Agenturen ist schwer zu beziffern. Rund 5000 Gewerbescheine hat die WKO ausgestellt - wobei nicht alle Inhaber ständig am Markt aktiv sind. Für den Schein braucht man weder eine Prüfung noch einen Befähigungsnachweis. Nicht zuletzt deshalb haftet der Branche ein zweifelhaftes Image an. "Einige Glücksritter, die viel Geld versenkt haben, bringen die Branche in Verruf", sagt Schösser.
Damit sich Agenturen von dubiosen Mitbewerbern abgrenzen können, hat die Wirtschaftskammer vor zwei Jahren eine Zertifizierung ins Leben gerufen. Bisher haben sich rund 30 Agenturen von TÜV Austria prüfen lassen. "Wir haben gehofft, dass mehr auf den Zug aufspringen", zieht Schlösser eine erste Bilanz.
UnübersichtlichesAusbildungsangebot
Wer glaubt, dass Events veranstalten ein Kinderspiel ist, liegt falsch, betont Schösser: "In keinem Beruf kann man so viele Fehler machen wie als Eventmanager." Ein Eventmanager muss nicht nur Essen und Getränke organisieren, sondern auch für den Roten Faden in der Planung der Veranstaltung sorgen. Neben dem Catering müssen Einladungen verschickt, eine geeignete Location gefunden und eventuell ein Live Act engagiert werden. Nicht zu vergessen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen - in jedem Bundesland gilt ein anderes Veranstaltungsrecht, außerdem sind Eventmanager für die Fluchtwege und die Sicherheit der Gäste verantwortlich.
"Wer sich Eventmanagement als gut bezahlten Job und Sekt trinken mit Prominenten vorstellt, liegt falsch", sagt Schösser. Trotzdem übt die Branche eine starke Anziehungskraft auf viele Berufseinsteiger und -umsteiger aus.
Während die Pioniere der Branche sich vor 15 Jahren ihr Wissen durch Learning by doing angeeignet haben, schreitet die Professionalisierung voran - denn der Beruf fordert ein umfassendes Know-how. Mittlerweile gibt es ein unübersichtliches Angebot von mehr als 20 Aus- und Weiterbildungen, die vom Kurs bis zum Studium reichen und unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Von Schnellkursen rät Brezovich ab. Neben Belastbarkeit und Improvisationskunst ist theoretisches Rüstzeug wichtig, aber letztendlich entscheide die Praxiserfahrung sowie ein gutes Netzwerk, ob man an Aufträge kommt, so die Experten.