Die Tochter des Ex-Machthabers geht erneut als Favoritin in die Stichwahl um Perus Präsidentenamt und hat diesmal bessere Karten als 2011.
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Lima. Nach Jahren der Diktatur ändert ein Land oft seine Verfassung insofern, als das Staatsoberhaupt nur eine Periode im Amt bleiben darf. Besonders, wenn es sich um ein Land mit Präsidialsystem handelt.
In Peru ist nach der Herrschaft von Alberto Fujimori (1990 bis 2000) ein dementsprechender Verfassungszusatz im Jahr 2000 eingeführt worden: Staatsoberhäupter dürfen sich nicht sofort der Wiederwahl stellen.
Nach nur einer Amtsperiode durfte der amtierende, eher linksgerichtete Präsident Ollanta Humala nicht ein weiteres Mal antreten. Im Rennen um das peruanische Präsidentenamt waren dafür bekannte Gesichter aus dem letzten Wahljahr 2011.
Am Sonntag wurde der erste Wahlgang durchgeführt. Keiner der Kandidaten kam auf die absolute Mehrheit der Stimmen. Aber es ist wieder eine Politikerin in die Stichwahl gekommen, die es schon 2011 bis in die letzte Runde des Urnengangs geschafft hat. Und die nach der Scheidung ihrer Eltern 1994 mit 19 zur "First Lady" von Peru ernannt wurde: nämlich Keiko, die Tochter von Fujimori, dem umstrittenen Ex-Machthaber, der derzeit wegen dem Einsatz von Todesschwadronen im Gefängnis sitzt.
Am Sonntag brachte es die 40-jährige Rechtspopulistin auf 39,2 Prozent der Stimmen. Ihr Kontrahent bei der Stichwahl am 5.Juni wird der 77-jährige Pedro Pablo Kuczynski sein, Sohn europäischer Einwanderer, der es laut den aktuellen Hochrechnungen auf 24,3 Prozent brachte.
Peru ist eines der Länder Lateinamerikas mit einem großen Anteil indigener Bevölkerung, rund 80 Prozent bezeichnen sich als Indigene oder Mestizen. In Führungsämtern sind sie aber wenig vertreten, Ollanta Humala war eine Ausnahme, seine Quechua-Wurzeln haben ihm sicherlich bei der Wahl 2011 geholfen.
Diesmal keine Überraschungen
Keiko Fujimori hat damals die Stichwahl knapp verloren, zum großen Teil deshalb, weil damals gerade bekannt wurde, dass es unter ihrem Vater zu Zwangssterilisationen an indigenen Frauen gekommen war, wobei in Keikos Beraterteam, das eine große Nähe zum Stab ihres Vaters aufwies, zumindest eine Person tief in die Entscheidung der Zwangssterilisationen verwickelt gewesen war.
Von dieser Niederlage hat sich Keiko Fujimori schnell erholt und sich nun seit fünf Jahren auf den Wahlkampf 2016 vorbereitet. Sie tourte unablässig durch die peruanischen Bezirke, sie unterschrieb öffentlichkeitswirksam im Fernsehen sogar ein Dokument, in dem sie versprach, ihren Vater, sollte sie Präsidentin werden, nicht zu begnadigen.
Keiko ist nicht gleich Alberto, ist ihre Botschaft, die aber viele Peruaner anzweifeln. Wieso sind sich die Berater dann so ähnlich? Und wie könne es sein, dass sie als "First Lady" nichts von den Massakern ihres Vaters mitbekommen habe?
Für andere Peruaner verspricht Keiko Fujimori aber Vertrautheit und eigenartigerweise auch Sicherheit. "Das peruanische Volk hat gesprochen: Es will einen starken Staat", erklärte Keiko Fujimori auch jubelnd nach den ersten Hochrechnungen.
Nachdem die peruanische Wahlkommission wegen eines formalen Fehlers bei der Nominierung den in Umfragen auf dem zweiten Platz liegenden Politiker Julio Guzmann nicht erlaubt hatte, sich zur Wahl zu stellen, konnte das peruanische Volk im Prinzip nur als Alternative zu Keiko zwischen einer sehr jungen linken Politikerin - Veronika Mendoza - und einem sehr in die Jahre gekommenen Politiker mit Weltbank- und Wall-Street-Vergangenheit wählen.
Letzterer konnte den zweiten Platz am Sonntag ergattern und wird Keiko Fujimori in der Stichwahl gegenüberstehen. Gegen Fujimori hat Kuczynski allerdings schon einmal verloren: Er kandidierte bereits 2011 und kam nur auf den dritten Platz.
Humala sprach wenige Tage vor der Wahl indirekt eine Unterstützung für seinen alten Widersacher Kuczynski aus, indem er sowohl von Fujimoris als auch von Mendozas Einstellungen Abstand nahm.