Experten befürchten heuer wieder Pensionskürzungen. | Forderung: Kassen sollten stärker in Aktien investieren. | Wien. Die jüngste Krise an den Kapitalmärkten dürfte nicht spurlos an den heimischen Pensionskassen vorübergehen. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Mercer hat sich das Veranlagungsergebnis für die Betriebspensionen im August noch einmal "um einiges" verschlechtert.
"Wir wissen von einzelnen Performance-Rückgängen um 1,5 Prozentpunkte", erklärt Mercer-Expertin Michaela Plank gegenüber der "Wiener Zeitung". Dabei sei, so die Studie, schon zuvor - aufgrund der von den Börsenturbulenzen noch unbeeinflussten Halbjahreszahlen - für das Gesamtjahr 2007 "kein berauschendes Veranlagungsergebnis" zu erwarten gewesen.
"Aktien erholen sich"
So lag die Durchschnittsperformance der sechs überbetrieblichen Pensionskassen zum Halbjahr bei 2,79 Prozent. Die Mercer-Experten rechnen damit, dass das ausreichen dürfte, um heuer Pensionskassenverträge mit einem niedrigen Rechnungszins von 3,5 Prozent zu bedienen. Für alte Verträge mit einem allzu optimistischen Rechnungszins von 6 oder 6,5 Prozent bestehe jedoch die Befürchtung, dass "keine ausreichende Schwankungsrückstellung" vorhanden sein könnte. Die Folgen wären wohl - wie in den vergangenen Jahren - Pensionskürzungen.
Trotz der Einbrüche am Kapitalmarkt fordert Plank eine Ausweitung der Aktienquote im Anlageportfolio der Pensionskassen. Das sei, wie es bei Mercer heißt, "unbedingt notwendig", um langfristige Pensionserhöhungen gewährleisten zu können. Der Aktienmarkt werde sich wieder erholen, glaubt Plank. Die Alternative - Veranlagung am Rentenmarkt - gebe wachstumsmäßig schon seit einigen Jahren nichts mehr her.
"Vorgaben" für Manager
Zumindest im Vorjahr hätte sich laut Mercer-Studie der Mut zur - riskanteren - Veranlagung in Aktien rentiert. In einem Vergleich acht europäischer Länder landete Österreich nur auf dem vorletzten Platz (siehe Grafik). Während die britischen Pensionskassen mit einem Aktienanteil von 64 Prozent eine Performance von 10,5 Prozent erwirtschaftet haben, konnten die heimischen Kassen mit einer Aktienquote von 37 Prozent nur einen Anlageertrag von 5,3 Prozent erreichen.
Auffallend ist jedoch, dass in der Schweiz, in den Niederlanden und in Spanien mit einem ähnlichen Aktienanteil eine bessere Performance erzielt werden konnte als hierzulande. Plank führt das auf die Auswahl der Manager und deren Handlungsspielräume zurück. In Österreich seien erstere bei der Erstellung einer Anlagestrategie mitunter durch "Vorgaben" eingeschränkt. So würden einige Pensionskassen vorzugsweise in die Anlageprodukte ihrer Eigentümer - etwa Banken und Versicherungen - investieren.