Wie ernst nehmen wir Menschen, die unsere Sprache nicht fließend sprechen? Nicht sehr offenbar, wie eine Studie ergab, die sich einem Teilaspekt dieser Frage widmete. Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung untersuchte Schulen und kam zu dem Ergebnis, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Österreich zu wenig gefördert und ihre Begabungen unterschätzt werden. Ausländische Kinder seien aber nicht automatisch leistungsschwach. Das Problem ist, dass ihre Talente weder erkannt noch gefördert werden und diese Begabungen verloren gehen.
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Bevor sich die Lehrer nun wieder gemobbt fühlen, sei gesagt: Österreich steht damit nicht alleine da. Aus US-Studien weiß man, dass auch dort afro- oder lateinamerikanische Kinder schwerer Zugang zu Begabtenprogrammen haben. Und zwar auch deshalb, weil Lehrer von Haus aus weniger von ihnen erwarten. Schüler, von denen aber weniger erwartet wird, werden automatisch weniger gefordert.
Dabei müssen Migrantenkinder schon von Haus aus über eine sehr viel höhere Hürde springen als ihre österreichischen Altersgenossen, da sie in der Regel in einer Sprache lernen müssen, die nicht ihre Muttersprache ist. Dass sie damit aber eine zusätzliche Sprache beherrschen (nämlich ihre eigene), wird nicht als Vorteil oder Leistung anerkannt, sondern bestenfalls geduldet. Motivation geht jedenfalls anders.