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Kein Ende des Stigmas in Sicht

Wissen
© adobe stock / peterschreiber.media

HIV-Infizierte werden weiter diskriminiert - auch wenn sie nicht mehr ansteckend sind.


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Dass in puncto HIV auch nach vielen Jahrzehnten, in denen Menschen weltweit mit der Erkrankung konfrontiert sind und sich die medizinischen Möglichkeiten massiv und erfolgreich weiterentwickelt haben, noch immer Aufholbedarf in vielen Richtungen besteht, stellten Donnerstagabend Experten im Rahmen eines Pressegesprächs fest. Sie fordern einen niederschwelligen Zugang zu Tests und Therapien, mehr Aufklärung und Bewusstsein sowie nicht zuletzt Maßnahmen gegen Alltagsdiskriminierung.

In Österreich leben 8.000 bis 9.000 HIV-positive Menschen. Jährlich kommt es zu knapp 400 neuen Diagnosen. Heute haben HIV-Infizierte dank der Fortschritte in der Forschung eine bei guter Lebensqualität ungefähr dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung entsprechende Lebenserwartung. Das Durchschnittsalter eines Erkrankten liegt in Österreich bei 49,1 Jahren - im Jahr 2002 waren es noch 39,1 Jahre. 19,9 Prozent der Infizierten sind aktuell über 60 Jahre alt.

Und obwohl es möglich ist, mit der Therapie die Viruslast eines Patienten so weit zu drücken, dass er nicht mehr ansteckend ist, sei die Stigmatisierung nach wie vor hoch, skizzierte Wiltrut Stefanek, langjährige HIV-Patientin und Leitern des Selbsthilfevereins PULSHIV. "Wir könnten ein normales Leben führen, wenn wir nicht immer noch Ablehnung und Ausgrenzung erfahren würden. Diskriminierung und die Angst davor gehören für viele zum Alltag."

Früher Start wichtig

Wichtig sei ein früher Start der Therapie, betonte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aidshilfe Wien. Dafür müssten die Tests niederschwellig und kostenfrei sein. Zu beobachten sei auch, dass die gesellschaftliche Entwicklung nach wie vor hinterherhinke. Bei der Aidshilfe gibt es eine Antidiskriminierungsstelle, "wo man auch anonym unterstützt wird", merkte sie an.

Die UNO hat sich die Ausrottung von HIV bis 2030 als Ziel gesetzt. Dieses Ziel sei ambitioniert, aber erreichbar, hieß es im Anschluss an ein Expertenmeeting, das auf Initiative des globalen Biotechnologieunternehmens Gilead Sciences Österreich in Wien stattgefunden hat. Davor gab es ähnliche Runden in Linz und Graz. Die wichtigsten Erkenntnisse und Forderungen dabei waren "Schwerpunkt Therapien, Prävention und Testung", "Das gesellschaftliche Stigma von HIV" und "Gesund Altern mit HIV".

"Wir haben heute einen großen Werkzeugkoffer zur Verfügung, um die Pandemie HIV bis 2030 beenden zu können", betonte der Mediziner und Präsident der Österreichischen Aidsgesellschaft Alexander Zoufaly. Darin finden sich moderne Arzneien, die ein gesundes Leben mit vergleichbarer Lebenserwartung ermöglichen. Wird die Infektion früh erkannt, kann ein schwerer Schaden am Immunsystem verhindert werden, erklärte der Mediziner. Heute stehen nicht nur orale, sondern auch injizierbare Substanzen zur Verfügung. "Wir können für alle Infizierten eine Therapie anbieten." Die Viruslast werde damit so weit gedrückt, dass sie unter der Nachweisgrenze liegt. Damit kann das Virus weder über das Blut noch über Geschlechtsflüssigkeiten weitergegeben werden, so Zoufaly. Sexuell aktive Menschen müssten aber weiterhin angesprochen und für den HIV-Test sensibilisiert werden.

Gut gefüllter Werkzeugkoffer

Eine Baustelle sieht der Mediziner nach wie vor bei den sogenannten PrEP-Medikamenten. Diese können von HIV-Negativen eingenommen werden, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Bis dato werden die Kosten nicht übernommen. "Für viele sind diese nicht leistbar", mahnt die Aidshilfe. Doch mit dem gut gefüllten Werkzeugkoffer werde es möglich sein, das UNO-Ziel in Österreich durchsetzen zu können, so die Experten unisono.(gral)