Kopfschütteln ist die häufigste Reaktion in FP-Kreisen auf Stadlers Plan, eine katholische Akademie zu gründen. | Ewald Stadler ist ein politisches Kaliber, auf das die FPÖ nur schwer verzichten kann - erst recht nicht nach ihrem personellen Aderlass im Gefolge der Abspaltung des BZÖ, als praktisch eine gesamte Politikergeneration ins orange Lager hinüberzog. Messerscharfer Intellekt gepaart mit pointiert-geschliffener Rhetorik - wenn da nur nicht diese ideologischen Sonderwege wären!
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Vor allem der Plan Stadlers, nun eine katholische Akademie in der FPÖ zu realisieren, stößt bei Parteifreunden auf Stirnrunzeln. Ein solches Unterfangen hat "mit absoluter Sicherheit nicht das geringste mit dem Programm der Freiheitlichen zu tun", heißt es aus dem engeren Umfeld von Parteichef Heinz-Christian Strache. Entsprechend wenig bis nichts kann man hier diesen Gründungsplänen abgewinnen. Die eigentliche Partei-Akademie, deren Präsident Stadler bis vor kurzem war, wurde neu aufgestellt - ohne ihn.
Dass die FPÖ Stadlers Vorhaben finanziell unterstützen könnte, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen: "Geld gibt es mit Sicherheit nicht", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Tatsächlich haben die Freiheitlichen ihren Antiklerikalismus seit jeher wie ein Banner vor sich hergetragen - und jetzt soll man plötzlich zur Speerspitze konservativ-katholischer Kreise mutieren? Diese würden es trotzdem gerne sehen, eine institutionalisierte Andockstelle in der FPÖ zu haben.
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Nicht wenige Kommentatoren und Bürger hegen so ihre Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines Staatssekretärsdaseins. Ohne Budget und praktisch ohne Kompetenzen führen diese tatsächlich oft ein beschauliches Leben unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der öffentlichen Aufmerksamkeit. Besonders gerne wird bei solchen Überlegungen die Existenzsberechtigung eines Sportstaatssekretärs in Frage gestellt.
Diese Argumentation übersieht jedoch, was den Sport für strategische Denker in der Politik so faszinierend macht: Allein in den vergangenen zwanzig Jahren stieg die Zahl der eingetragenen Sportvereine von 9150 auf über 14.200, jene der Mitglieder stieg im selben Zeitraum von 2,4 auf unglaubliche 3,3 Millionen.
Die Präsidenten dieser Vereine sind wertvolle Multiplikatoren, nach deren Kontakten sich die Parteistrategen aller Lager inniglich sehnen. Politische Kommunikation dieser Art abseits der massenmedialen Kanäle gewinnt gerade bei den großen Parteien immer mehr an Bedeutung. Hinzu kommt noch die gesteigerte öffentliche Aufmerksamkeit für den Sport in den kommenden Jahren durch die Fußball-EM 2008; im Juni wird sich entscheiden, ob Österreich 2014 wieder Olympische Winterspiele beherbergen darf.
Mit Reinhold Lopatka hat die ÖVP einen strategischen Kopf an diese Stelle gesetzt. Dass ihm die SPÖ dieses interessante Terrain aber kampflos überlassen wird, ist nicht zu erwarten: Die will Alfred Gusenbauer schließlich zum Volkskanzler aufbauen - und da rangiert Sport bekanntlich ganz oben auf der Prioritätenliste.