Der afrikanische Kontinent umfasst 52 Staaten. Nur sechs von ihnen gewährleisten laut "International Press Institute" (IPI) ihren Journalisten umfassende Pressefreiheit. Simbabwe befindet sich nicht darunter. Mark Gova Chavunduka , Chefredakteur der privaten regierungskritischen Wochenzeitung "The Standard", kann ein Lied davon singen.
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Präsident Robert Mugabe, langjähriger Machthaber in Simbabwe, ist kein Freund allzu kritischer Berichterstattung. Das hat er gegenüber westlichen Medien auch bereits unumwunden zugegeben. Anfang des vorigen Jahres warnte er in einer Ansprache im New Yorker Radiokanal "The Voice of America" (VOA), dass "unverantwortliche Journalisten", die "Lügen" verbreiten, um "Emotionen zu schüren", mit Haft rechnen müssten. Begründung für diese Vorgangsweise: Wenn die Bevölkerung Simbabwes falschen Medienberichten glauben schenken würde, wären die Kosequenzen für das gesamte Land nicht abschätzbar. Auf seine allgemeine Einstellung zur Pressefreiheit angesprochen bekannte sich Mugabe zwar prinzipiell zur freien Meinung, gleichzeitig forderte er aber "größeres Verantwortungsbewusstsein" von den Redakteuren.
In die Realität bedeutet das, dass Journalisten in naher Zukunft ohne eine, vom Informationsministerium in Harare ausgestellte "Zulassungsberechtigung", nicht mehr schreiben werden dürfen, wie Chefredaktuer Mark Chavunduka vor Journalisten in Wien befürchtet.
Bereits im Jänner 1999 war Chavunduka das Opfer Mugabes zunehmend autoritärer werdenden Regierungsstils geworden. Grundlage der Verhaftung: Ein Artikel in "The Standard", in dem zu lesen war, dass ein Putschversuch gegen Mugabes Regierung stattgefunden hätte. Neun Tage wurde Chavunduka und ein Reporter seiner Zeitung, Ray Choto, von der Militärpolizei gefoltert. Die Beamten wollten auf diese Weise die Namen von Chavundukas Informanten in Erfahrung bringen - umsonst. Auch jetzt will der Journalist über seine Quellen nur so viel sagen, dass es sich um einen Offizier gehandelt hätte.
"Das war ein Wendepunkt für die freie Berichterstattung in Simbabwe", ist sich Chavunduka sicher. Zwar habe Mugabes Regime schon in den Jahren davor versucht, aufmüpfige Journalisten über Drohungen und sonstige Einschüchterungsversuche gefügig zu machen, physische Gewalt habe es aber kaum gegeben. Ab 1999 habe in Simbabe eine permanente Verschlechterung im Bereich der Pressefreiheit stattgefunden.
So ist auch simpler Boulevardjournalismus nicht immer möglich, wie Chavunvuka zu berichten weiß. Besonders wenn es um Angelegenheiten des Präsidenten geht. Als ein Journalist von der bevorstehenden Hochzeit Mugabes mit seiner Sekretärin berichtete, wanderte er unmittelbar darauf in den Arrest. Auch hier ging es darum, die Informationsquelle namhaft zu machen.
Eine Rückkehr nach Simbabwe kann sich Chefredakteur Chavunduka zwar prinzipiell schon vorstellen, weitere Probleme mit den Behörden seien aber vorprogrammiert: "Die Justiz in Simbabwe wird zusehends verpolitisiert", ist sich der Journalist sicher. Was er sich wünscht: "Freie Meinung muss ein Recht, kein Privileg sein".