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Kein Gartenzwerg mehr

Von Helmut Dité

Analysen

Verbund und OMV gemeinsam - die Idee ist nicht neu. | Der Traum vom "Großen Österreichischen Energiekonzern", der im Konzert der immer größer werdenden europäischen Riesen nicht als Gartenzwerg dasteht, ist nicht neu. Schon in den 90er Jahren gab es Diskussionen, den Wasserkraftkonzern Verbund, den heimischen Öl- und Gasriesen OMV und die großen ostösterreichischen Versorger in Wien und Niederösterreich zu fusionieren.


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"Wegen Schrebergärtnermentalität gescheitert", mokierten sich Kritiker damals; und ebenso, nachdem Anfang 2002 die zunächst - wieder von politischer Seite - groß angekündigte Fusion des Verbund mit den Wasserkraft-Assets der deutschen E.on zur "European Hydro Power" platzte.

Seitdem hält ein eher fruchtloses Gezerre um verschiedenste Varianten einer "Österreichischen Stromlösung" an, die unter anderem auch verhindern soll, dass die kleinen einheimischen Fische von den großen internationalen ganz gefressen werden. Angeknabbert sind zumindest EVN und Estag bereits.

Die Verbundgesellschaft macht ihrerseits unterdessen mehr als die Hälfte ihres Stromgeschäfts im Ausland und hat sich im Wasserkraft-Bereich als veritabler Nischenplayer etabliert. Die OMV wiederum ist auf dem Weg, zumindest entlang der Donau "vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer" ein großer Fisch zu werden.

Fünf, sechs ganz große Fische werden im liberalisierten europäischen Energiemarkt am Ende übrig bleiben, sagen die Branchenkenner. Dabei sein werden die großen deutschen RWE und E.on (letztere versucht gerade, sich Spaniens Nummer 1, Endesa, einzuverleiben), aber auch die französischen Branchenführer EdF und GdF (letztere "rettet" gerade den französischen Suez-Konzern vor dem Übernahmeversuch durch den italienischen Marktführer Enel).

Die Riesen sind dabei, noch riesiger zu werden - und sie wollen alle sowohl Stromals auch Gasriese sein. Denn einerseits wird Erdgas als Energieträger für die Stromerzeugung immer wichtiger; und andererseits wollen immer mehr Gasförderer, statt bloß Rohstoff zu verkaufen, entweder gleich Endkunden beliefern oder zumindest ihren Bodenschatz zu Strom veredeln. E.on in Deutschland hat sich deshalb Ruhrgas zugelegt, Gazprom in Russland kauft sich auf dem umgekehrten Weg ein Ölimperium und Kraftwerke dazu.

Im Vorjahr meinte RHI-Chef Helmuth Draxler, gelernter Energiemanager und Mitglied des Aufsichtsrats der OMV, Verbund und OMV sollten ebenfalls zusammenrücken: Die Firmenwerte würden deutlich erhöht, die Aktien wertvoller werden. Das wäre gar nicht schwer: "Der Staat hat in beiden Konzernen beträchtliche Anteile und könnte in diese Richtung Initiativen setzen".

Dem Vernehmen nach kommt die jüngste österreichische Initiative, kein Gartenzwerg mehr zu sein, nicht aus der Politik, sondern von den Spitzenmanagern der beiden Konzerne. Wird es diesmal etwas werden?