Van Staa pocht auf Zusage des Bundes. | Salzburger Mozarteum will Expositur in Tirol behalten. | Innsbruck/Salzburg/Wien. "Mit Pauken und Trompeten" demonstrierten vorige Woche in Innsbruck Musik-Studenten für eine "offene Diskussion" über die Pläne, schon ab dem Wintersemester 2006 an der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität (LFU) eine Kunstfakultät zu errichten. Denn nach wie vor herrscht Unklarheit, was das für die derzeit in Tirol Musikpädagogik anbietende Expositur der Salzburger Universität Mozarteum bedeutet. Soll sie von der LFU übernommen werden, wogegen sich Rektorat, Senat und Unirat des Mozarteums ausgesprochen haben? Erhält sie lokale Konkurrenz auf dem kleinen und relativ teuren Sektor der Musikausbildung?
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Im Hintergrund stehen die neuen Rahmenbedingungen für Österreichs Universitäten. Für die Jahre 2007 bis 2009 wurde ein Globalbudget ausgehandelt, im Jahr 2006 sind Leistungsvereinbarungen zwischen dem Bildungsministerium und den einzelnen Unis zu treffen, nach denen die Budgets zugeteilt werden. Für den, der nicht jetzt Bedarf an zusätzlichen Mitteln anmeldet, ist der Zug für drei Jahre abgefahren.
Darum hat die LFU auch vorsorglich das Konzept einer Kunstfakultät, die sowohl Musik- und Kunstpädagogik als auch ein Studium im Bereich Bildende Kunst umfasst, in ihren neuen Entwicklungsplan geschrieben, wobei eine solche Fakultät an einer sonst den herkömmlichen Wissenschaften gewidmeten Universität für Österreich Neuland ist. Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa pocht aber darauf, Innsbruck sei eine solche Fakultät zugesagt worden.
"Nicht marktgerecht"
Eine Kunstfakultät müsste, im Gegensatz zu einem Landeskonservatorium, der Bund finanzieren. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel versuchte, das Mozarteum zu beruhigen: Niemandem werde "etwas weggenommen, wenn in Innsbruck etwas aufgebaut wird", die Salzburger Ausbildung sei "vollkommen ungefährdet".
Angelpunkt wird das Budget. LFU-Rektor Manfried Gantner kann sich nur eine "kostenneutrale Einrichtung der Kunstfakultät" vorstellen, sie dürfe nicht zu Lasten bestehender Angebote gehen, also keine Mittel aus dem übrigen Uni-Budget abziehen, sondern müsse mit zusätzlichem Geld finanziert werden. Ohne Geld also keine Musik.
Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärte Mozarteum-Vizerektor Gottfried Holzer-Graf, derzeit sei die Zahl der Absolventen der Musikpädagogik in Innsbruck marktgerecht, würde es zwei Einrichtungen geben, sei das kaum noch der Fall. Für Vorarlberg gebe es eine gute Kooperation zwischen dem Mozarteum und dem dortigen Konservatorium für eine achtsemestrige akademische Musiklehrerausbildung, die mit einem Diplom des Mozarteums abgeschlossen wird.
In Tirol habe man eine solche Zusammenarbeit abgelehnt. Hier sieht Holzer-Graf ein Problem kommen: Nach den EU-Richtlinien sind neue Bakkalaureatsstudien auf sechs Semester anzulegen, das müsste auch für die neue Innsbrucker Kunstfakultät gelten. Doch sechs Semester seien für eine qualitätvolle Ausbildung eindeutig zu kurz. Eine andere Frage sei qualifiziertes Lehrpersonal. Es gebe zwar viele Lehrkräfte am dortigen Konservatorium, doch man könne sicher nicht viele davon 1:1 als Universitätslehrer übernehmen. Natürlich, so Holzer-Graf, könne er nicht ausschließen, dass Mozarteum-Professoren lukrative Angebote der neuen Fakultät annehmen würden.
Holzer-Graf will noch in Gesprächen eine Lösung der Probleme suchen und betont: "Aus unserer Sicht ist der Aufbau einer zusätzlichen Einrichtung nicht der Ruf des Marktes."