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(K)ein gemeinsamer Weg aus der Krise?

Von Ilse Kleinschuster

Gastkommentare
Ilse Kleinschuster ist seit ihrer Pensionierung in verschiedenen NGOs tätig (Initiative Weltethos, Initiative Zivilgesellschaft und andere). Sie ist Gründungsmitglied und Berichterstatterin beim Nachhaltigkeitsinformationsmedium "Cooppa" (www.cooppa.at).
© privat

"Grünes Wachstum" bleibt ein politisch und wissenschaftlich umstrittener Begriff.


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Vor kurzem meinte Annelies Vilim, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung, an dieser Stelle in einem Gastkommentar, dass "weltweit zahlreiche Errungenschaften nachhaltiger Entwicklung auf dem Spiel" stünden, umso wichtiger sei die "Agenda 2030" der Vereinten Nationen, die auch beim zweiten SDG Dialogforum Österreichs am 6. und 7. Oktober diskutiert werde.

Ja, die Zeit drängt. Aber: Welche Errungenschaften nachhaltiger Entwicklung stehen auf dem Spiel? Sind da jene gemeint, die uns Verfechter eines "grünes Wachstum" vorgaukeln, die das Wirtschaftswachstum möglichst weit vom natürlichen Ressourcenverbrauch entkoppeln wollen, womit ihnen eine prosperierende Wirtschaft ohne Umweltzerstörung vorschwebt - sozusagen, ein "Green Deal"? Voraussetzungen für diesen sind derzeit nur schwer vorstellbar, denn das hieße ja: mehr staatliche Regulierung, starke soziale Bewegungen und vor allem demokratische Kontrolle der (Finanz-)Märkte.

Dazu fehlen vorläufig wohl nicht nur zivilgesellschaftliches Potenzial, um nationale Handlungskataloge durchzusetzen, sondern auch die technischen Mittel für ein faires Wirtschaftswachstum im Weltmaßstab bereitzustellen (obgleich sich "da unten" diesbezüglich schon einiges tut). CO2-ärmeres Produzieren in unseren Breitengraden scheint ja nicht mehr so sehr das Hauptproblem zu sein wie in vielen anderen Staaten der Welt, die erst in jüngster Zeit als starke, neue Entwicklungsländer in den Fokus kommen. So wird also wohl "grünes Wachstum" noch auf längere Zeit ein politisch und wissenschaftlich umstrittener Begriff bleiben. Darüber sollte ernsthafter diskutiert und kritischen Stimmen mehr Gehör geschenkt werden.

Wirtschaftswachstum wird seinem Ruf, für Wohlstand und sozialen Frieden zu sorgen, erst dann gerecht werden können, wenn die dem Kapitalismus innewohnenden, kontraproduktiven Strukturen (an)erkannt werden. Die vergangenen Jahrzehnte haben dazu nicht viel beitragen können, ist doch die Wachstumslogik zu tief in die gegenwärtigen ökonomischen, politischen und kulturellen Strukturen eingeschrieben.

Sind wir demnach verdammt zu einem einsamen Weg aus der Krise? Könnte es sein, dass die derzeitige konfliktreiche Lage, in der sich jetzt auch Europa befindet, in einer kritischen Analyse mündet, die uns Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit nahelegt, wollten wir uns einen Rest an "Wohlstand" erhalten? Sind Konflikte nicht schon strukturell in der heutigen Wachstumsgesellschaft angelegt? Letztlich geht es doch immer härter um Wettbewerbsfähigkeit, um Wirtschaftsmotoren, die auf Hochtouren laufen und dazu Naturressourcennutzung/-verbrauch steigern, um ökologische Schäden durch den immer riskanter werdenden Abbau fossiler Rohstoffe, um globale Ungerechtigkeiten, etwa durch Landgrabbing.

Als Jahrgang 1938 habe noch Krieg erlebt, aber auch eine Zeit, in der es zwar wenig zu kaufen, aber dafür viel zu erleben gab. Erfahrungen im Familienkreis, im Freundeskreis und später im weiteren Umkreis haben mich erkennen lassen, dass es ein über das Geld hinaus wichtigeres Kapital gibt: das Sozialkapital. In diesem Sinne sehe ich leider den gemeinsamen Weg aus der Krise äußerst gefährdet. Eine finanzgetriebene Gesellschaft wird diesen Weg nicht schaffen.