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Kein goldener Mittelweg im Glücksspielstreit in Sicht

Von Christoph Rella

Politik

Betreiber beklagen Umsatzeinbußen. | Wiener SPÖ-Basis fordert weiter Verbot.


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Wien. Rund jeder vierte Österreicher spielt Lotto, zockt beim Automaten, wettet auf Tore oder sucht online das schnelle Geld. Auf laufende Gewinne hoffen dürfen indes nur die Betreiber - und der Staat.

Es sind aber nicht die Gewinne, weswegen Politiker in Bund und Land seit längerem heftiger Kritik ausgesetzt sind. Denn während die einen, darunter die Wiener SPÖ-Landesgruppe, das kleine Glückspiel ganz verbieten lassen wollen, stören sich die anderen, allen voran die Glücksspielbetreiber, an den neuen "gesetzlichen Restriktionen". "Durch die Kriminalisierung des Automatenglücksspiels tauchen immer mehr Spieler ins Internet ab, wo es keine Kontrolle mehr gibt", sagte der Wiener Marktanalyst Andreas Kreutzer am Dienstag. Tatsächlich seien laut einer aktuellen Studie seines Instituts seit dem Vorjahr rund 2000 Spielautomaten abgebaut worden. Die Folge: Die Spieleinsätze gaben gegenüber dem Jahr 2010 um 4,3 Prozent, die Brutto-Spielerträge um 9 Prozent nach.

Heftige Kritik übte Kreutzer auch an der derzeit laufenden Vergabe der Glückspiellizenzen und bezeichnete die Ausschreibung sogar als "Farce". Demnach sei das Paket, das Lotterie-, Automaten- und Onlineglücksspiele umfasst, auf die Österreichischen Lotterien zugeschnitten, mit der Folge, dass neue Anbieter benachteiligt würden. "Es ist deutlich der politische Wille zu erkennen, den Status quo beizubehalten", meinte der Experte. Anstatt den Markt zu täuschen, sei es besser, wenn der Staat sein Monopol behalte und ausübe.

Vorarlberg als Vorbild?

Das findet auch der Wiener SPÖ-Politiker Niki Kowall, der beim letzten Landesparteitag einen Basisbeschluss für ein Verbot des Automatenglücksspiels in der Bundeshauptstadt - gegen den Willen der Parteispitze - durchgesetzt hatte. Auch er glaubt, dass der Bund bei der aktuellen Lizenzvergabe falsch spielt: "Wir haben uns die Ausschreibung angeschaut und meinen, dass die genannten Kriterien für neue Anbieter kaum zu erfüllen sind", erklärte er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Allein die Vorgehensweise verwundert Kowall nicht: "Die Landes-SPÖ macht ja nichts anderes."

Die Stadtpartei hat ihrerseits angekündigt, die Spieler von den Einzelautomaten in lizenzierte Spielhallen bringen zu wollen, was wiederum zu einer Reduktion bei den Geräten führen würde. 2009 gab es in Wien noch 3500 Automaten, aktuell sind es 3200.