Rauch-Kallat gegen Versandhandel von Medikamenten. | Wien.Gesundheitsministe-rin Maria Rauch-Kallat betonte am Mittwoch im Gesundheitsausschuss, den EU-Vorsitz Österreichs im ersten Halbjahr 2006 auch dazu nutzen zu wollen, den Internetbzw. Versandhandel mit Arzneimitteln auf europäischer Ebene zu diskutieren. Der Handel mit Medikamenten im Internet ist in Österreich verboten. In anderen EU-Ländern, wie Deutschland, jedoch nicht. Im März 2003 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) bei einem Fall in Deutschland entschieden, den Versandhandel von rezeptfreien Medikamenten zuzulassen. Die niederländische Internetapotheke "DocMorris" bekam gegenüber der Klage des Deutschen Apothekerverbands Recht. Ein Verbot des Handels widerspreche der Warenverkehrsfreiheit.
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Mittlerweile sei man in Deutschland mit dem freigegebenen Handel unglücklich, sagte Jutta Pint, Sprecherin der Österreichischen Apothekerkammer. Der Verkauf von gefälschten Medikamenten würde dort steigen. Jedes achte bis zehnte Medikament, das im Internet angeboten würde, sei nach WHO-Erhebungen gefälscht, so Pint. In Österreich würden zwar Medikamente im Internet von ausländischen Firmen angeboten, doch warnt Pint vor Fälschungen und unseriösen Firmen.
Dass der Handel mit Medikamenten aus "gesundheitspolitischen Gründen" national überschaubar bleiben soll, meint auch Roland König, Jurist im Gesundheitsministerium zur "Wiener Zeitung". Sollen wir den Internethandel mit Medikamenten in der EU erlauben oder nicht? Das wird laut König die zentrale Frage in der Diskussion mit der Europäischen Union sein.
Rauch-Kallat möchte die europäische Entscheidung von 2003 erneut diskutiert haben, sagte König. Das nationale Versandhandelsverbot soll aufrecht bleiben. Dafür gebe es "gute Gründe". Dennoch sei eines klar: Wie immer auch die Gespräche mit der Europäischen Union verlaufen werden, es handle sich um "ein eingeschränktes nationales Spiel", meinte König.