Nach Aufsichtsratssitzung bleibt alles beim Alten. | Verzetnitsch schloss zuvor personelle Konsequenzen nicht aus. | Wien. Der Druck auf die Bawag seit dem Auffliegen des Refco-Debakels wächst. Sie ist größter Gläubiger des mittlerweile insolventen US-Brokers. Bankeninsider wissen, dass schon seit Jahren über die windigen Finanzgeschäfte von Refco-Chef Phillip Bennett gemunkelt wurde. Die Bawag-Führung wollte aber offenbar nicht daran glauben und verhalf ihm am 10. Oktober noch zu seinem letzten großen Coup. Von gründlicher Vorbereitung keine Spur. Denn laut dem "Wall Street Journal" war schon seit 7. Oktober klar, dass Bennett die Bilanzen seines Unternehmens manipuliert hatte.
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Doch damit hat der Aufsichtsratspräsident Günter Weninger kein Problem: Der Vorstand habe ihm glaubhaft versichert, am 9. und 10. Oktober noch nichts über die Machenschaften Bennetts gewusst zu haben. "In einer Bank gibt es soviele Dinge zu berücksichtigen", verteidigt er den Vorstand vor Journalisten nach der fünfstündigen Krisensitzung des Aufsichtsrats am Donnerstag.
Erst zwei Stunden nach der Kreditauszahlung seien Meldungen über Agenturen hereingekommen, wonach Bennett suspendiert wurde. Danach war die Transkation, so Weninger, aber leider nicht mehr zu stoppen.
Auch dass die Vergabe des Kredits ohne Einschaltung des Aufsichtsrats erfolgt ist, bestätigte Weninger. Für ihn stellt das aber kein Vergehen dar. In Zukunft müsse bei höheren Summen allerdings automatisch der Kreditausschuss informiert werden.
ÖGB-Präsident Fritz Verzetinitsch als Eigentümervertreter will nach wie vor davon ausgehen, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Jedoch stellte er am Donnerstag vor der Sitzung klar: "Ich habe kein Problem, wenn Missstände aufgezeigt werden, mich von Personen zu verabschieden." Denn nicht alle stimmen Weninger zu. Es gibt kritische Stimmen aus dem Kontrollgremium, dass die "freihändige Vergabe" problematisch sei.
Anonyme Anzeigen
gegen Führung
Wieviel der achtköpfige-Bawag-Vorstand von den Turbulenzen um Refco wusste, wird derzeit von der Finanzmarktaufsicht geprüft. Generaldirektor Johann Zwettler wird nicht müde zu betonen, dass er nichts von den Schwierigkeiten seines langjährigen Geschäftspartners Bennett wusste. Nach der Aufsichtsratssitzung wirkte er sichtlich erleichtert, dass er sein Amt vorerst behalten darf.
Er will nun gerichtlich gegen den mutmaßlichen Bilanzfälscher vorgehen, der über Jahre hinweg die Schulden von Refco in einer anderen Firma parkte. Doch auch der Bawag könnten noch rechtliche Konsequenzen drohen, sollten andere Gläubiger versuchen, sich an ihr schadlos zu halten. Vielleicht sieht sich deshalb Zwettler viel lieber als Refco-Aktionär, denn als Gläubiger. "Wir haben den Kredit über 425 Millionen an eine Holding vergeben, die im Einflussbereich von Herrn Bennett stand. Nach unserem Verständnis sind wir Gläubiger der Holding des Herrn Bennett und haben dafür seine Aktien an der operativen Refco als Sicherheit", meint er.
Außerdem wollen auch Gewerkschafter und Bawag-angestellte nicht mehr länger zusehen. Die Wellen schlagen hoch. Angeblich erwägt eine Gruppe aufgebrachter Angestellter in Wien anonyme Anzeigen beziehungsweise Sachverhaltsdarstellungen gegen den amtierenden Vorstand und Aufsichtsrat der Gewerkschaftsbank einzubringen. Die Begründung lautet auf den Verdacht grober Fahrlässigkeit bei der Kreditvergabe an die Pleite gegangene Refco-Gruppe.
Refco-Chef hat
rechtzeitig abkassiert
Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass der verhaftete Ex-Refco-Vorstand Bennett, sowie sein Vorgänger Tone Grant noch rechtzeitig vor dem Kollaps von Thomas H. Lee, dem heute größten Refco-Aktionär - vor dem Börsegang im August 2004 - mehr als eine Mrd. Dollar für die Mehrheitsanteile des Wertpapierhauses kassiert haben, dies berichtet die "New York Times". Diese Zahlung gilt für Anwälte als anfechtbar.
Starke Anschuldigungen kommen von Vizekanzler Hubert Gorbach. Er unterstellt, dass mit der Gewährung des Kredits dem US-Investment-Haus eine Gefälligkeit geleistet wurde. Obendrein will er wissen, ob "die Vorgehensweise dem österreichischen Bankengesetz widerspricht".
Die Häme der politischen Gegner ist der roten Gewerkschaftsbank jedenfalls noch länger gewiss.