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"Kein Martini, keine Party!"

Von Niko Price

Politik

Ein Gemurmel geht in zahllosen Sprachen durch die Menge: "Nero", "Schwarz" oder "Black" heißt es, nachdem am Dienstagmittag wieder schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen war. Die Wahl des Nachfolgers von Papst Johannes Paul II. hatte im dritten Anlauf wieder kein Ergebnis gebracht.


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Zehntausende waren auch am Dienstag wieder auf dem Petersplatz, um vielleicht dabei zu sein, wenn der neue Papst gewählt wird. Dies wird den Gläubigen durch weißen Rauch und das Läuten der Glocken angezeigt. Schwarzer Rauch zeigt an, dass eine Wahlrunde ohne Ergebnis war.

Als die ersten schwarzen Wölkchen aus dem Kamin über der Sixtinischen Kapelle stiegen, griffen viele schnell zu ihren Handys, um die Nachricht weiterzugeben. Als Minuten später aber die Glocken läuteten und wieder etwas Rauch aufstieg, machte sich Konfusion breit. "Bianco?" fragen einige, die schon den Platz verlassen hatten, ganz aufgeregt ihren Nachbarn. Aber der Rauch war schwarz und die Glocken läutete nur, um anzuzeigen, dass es 12 Uhr war. Es sei ein erhabenes Gefühl, auf dem Petersplatz zu sein und dafür zu beten, dass es einen würdigen Nachfolger im Amt des Papstes gebe, sagte der argentinische Mönch Mateo Lethimonier. Er bete dafür, dass die versammelten 115 Kardinäle im Konklave denjenigen finden, "der Jesus am meisten liebt und der die Kirche am besten vertritt".

Viele andere auf dem Petersplatz wollten sich aber offenbar nicht allein auf den Heiligen Geist verlassen. Ein Gruppe aus Honduras schwenkte ihre Flagge, um für Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga zu werben. Brasilianer riefen im Chor den Namen von Kardinal Claudio Hummes. Und eine Gruppe junger Italiener hielt ein Werbebanner einer Spirituosenmarke hoch: "No Martini, No Party" (Kein Martini, keine Party). Sie wollten damit offenbar für Kardinal Carlo Maria Martini werben. Mit allzu viel Ernst verbunden ist der "Wahlkampf" der Gläubigen aber nicht. "Für uns wäre es toll", wenn Maradiaga gewählt würde, sagte Roxana Rivera aus Honduras. "Aber, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Wir werden jeden zu lieben lernen, so wie wir gelernt haben, Johannes Paul zu lieben."