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Rangnickianer müssen nun ganz stark sein. Nein, der neue Teamchef Ralf Rangnick ist kein Steve Jobs des Fußballs, er ist weder Messias noch Wunderwuzzi. Und er ist nicht einmal ein Star-Trainer. Wer in den vergangenen Wochen seit der überraschenden Kür des Deutschen anderes vernommen hat, wurde leider in die Irre geführt. So ist das eben mit kultisch verehrten Figuren. Denn wahr ist vielmehr, dass sich der 63-Jährige zwar im deutschsprachigen Raum mit seinem Pressing-Kick als Trainer und Funktionär einen richtig guten Namen gemacht hat, aber von den Star-Sphären eines Carlo Ancelotti, Zinedine Zidane, Pep Guardiola oder Jose Mourinho ist Rangnick mindestens so weit entfernt wie die ÖFB-Auswahl vom EM-Titel.
Schon allein Rangnicks Vita lüftet Erschütterndes: Da stehen nicht (wie bei den oben Genannten) Champions-League- sowie andere Europacup-Titel oder nationale Meisterschaften, sondern gerade einmal ein einziger Pokalsieg (mit Schalke). Und der ist elf Jahre her.
Österreich braucht aber gar keinen Messias und Wunderwuzzi. Erstens gab es deren schon zur Genüge (wobei noch kein einziger den Vorschusslorbeeren gerecht wurde), zweitens hat die Mannschaft so großes Potenzial, dass es gar keine Wunder für den Erfolg benötigt. Sondern zuerst einmal einen Trainer, der nach einem gescheiterten Gastspiel bei Manchester United erkannt hat, dass ÖFB-Teamchef doch ein Fulltime-Job ist und also der Beratervertrag mit den Red Devils besser aufzulösen ist. Seit Montag arbeitet Rangnick also mit dem Team - kein Tag zu früh, denn im modernen Fußball gibt es Erfolg nicht geschenkt. Und auch Rangnick wird letztlich an diesem zu messen sein - und nicht an angeblich wundersamen Taten der Vergangenheit.