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Wettanbietern geht es dieser Tage ähnlich wie Meinungsforschern. Einzuschätzen, was die Zukunft bringt, ist eben nicht nur ein gutes Geschäft, sondern auch ein Risiko. So wie sich die Umfrage-Institute bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl peinlich in den Prozenten vergriffen und sich nun den Vorwurf gefallen lassen müssen, ihr Geschäft nicht zu verstehen, so bezahlen jetzt auch die Buchmacher in der Causa Leicester City ordentlich Lehrgeld. Um einige Millionen in den Sand zu setzen, genügten etwa beim größten englischen Wettanbieter exakt 47 scheinbar Ahnungslose, die - aus reiner Liebe oder auch nur aus Jux und Tollerei - auf einen Außenseiter gesetzt hatten und die sich nun über ein kleines Vermögen freuen dürfen. Es sei ihnen gegönnt.
Kein Mitleid dürfen dagegen die Wettbüros erwarten. Denn man fragt sich zu Recht: Was hat die Buchmacher nur geritten, die Quote für einen Titelgewinn von Leicester City mit dem absurden Kurs von 1:5000 auszuweisen? Weil so schlecht, wie diese Zahl suggeriert, ist sicher kein Verein in der Premier League. Wer es hierher, in die brutal dünnen Höhen des englischen Fußballs, einmal geschafft hat, gehört zu den Besten der Welt und verdient Respekt. Dazu gehört auch das Zutrauen in jeden Mitspieler in der Tabelle, den Sprung nach oben meistern zu können - wenn auch nur theoretisch.
Dass diese Quote völliger Unfug war, beweisen zahllose Vergleiche mit anderen Wettkursen, die zu den unmöglichsten Themen auf den Markt geworfen werden und eines traditionellen Klubs wie Leicester nicht würdig sind. Die Kostproben reichen von der zu erwartenden Entdeckung des Monsters von Loch Ness (1:500) über die Auferstehung von Elvis Presley (1:2000) bis hin zur Wahl des Papstes in den Kader der bekanntlich protestanischen Glasgow Rangers (1:4000). Das alles ist Quatsch. Der Titelsieg von Leicester ist aber Realität.