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Kein neuer Wind auf den Caymans

Von Matthias Nagl

Wirtschaft

Hedge-Fonds sollen weiterhin für Einnahmen sorgen. | Einwanderungsbestimmungen werden gelockert. | George Town/Wien.Sie zählen zum Inbegriff der Steueroase: Wer Cayman Inseln hört, denkt unweigerlich an Urlaub - oder eben steuerschonende Geschäfte.


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Vor allem das zweite Standbein neben dem Tourismus brachte der karibischen Inselgruppe mit nicht einmal 50.000 Einwohnern einen zweifelhaften Ruf ein: Da es hier praktisch keine direkten Steuern gibt, sind mehr Hedge-Fonds registriert als irgendwo sonst auf der Erde. Rund 80.000 Unternehmen haben auf den Cayman Inseln ihren Sitz.

Im Zuge der Finanzkrise verabschiedeten sich aber zahlreiche Unternehmen von den Inseln - für die öffentlichen Finanzen stellte dies eine nie dagewesene Kraftprobe dar. Statt eines Überschusses des 800 Millionen Dollar kleinen Budgets stand im Juni plötzlich ein 100-Millionen-Dollar-Defizit zu Buche, die Schulden sollen laut Medienberichten sogar bei rund 600 Millionen Dollar liegen.

Der britische Staat, unter dessen Verwaltung die Inseln stehen, knüpfte im Herbst eine Finanzhilfe an die Einführung direkter Steuern. Der britischen Regierung ist die Steueroase unter britischer Obhut nämlich ohenhin ein Dorn im Auge.

Die Cayman Inseln wehrten sich aber erfolgreich dagegen, von ihrem "Erfolgsmodell" abzugehen. "Entweder kürzen wir im Öffentlichen Dienst, oder wir erhöhen die indirekten Steuern", sagt Premierminister McKeeva Bush. Das Wort Direktsteuern kommt ihm nur ungern über die Lippen. Zu diesem Thema wurde er von hochrangigen Managern von an den Cayman Inseln ansässigen Unternehmen, die mit einer Abwanderung drohten, auch eindringlich ins Gebet genommen, berichtet die "New York Times".

Druck von Unternehmen

Aktuell versucht die Regierung, ausländischen Unternehmen den Umzug auf die Inseln mit erleichterten Einwanderungsbestimmungen - besonders für begüterte Interessenten - schmackhaft zu machen. Im Wettstreit mit anderen Finanzzentren wollen die Cayman Inseln keinen Boden verlieren. So hatte etwa Dublin bereits Gesetzesänderungen angekündigt, um den aktuellen Platzhirschen Teile der Investmentindustrie streitig zu machen. Eine Änderung der grundsätzlichen Wirtschaftspolitik steht jedoch nicht zur Debatte, was dem Druck der Unternehmen zusätzliches Gewicht verleiht.

"Die Inseln wollen ihre Position natürlich behalten", berichtet der österreichische Honorarkonsul auf den Cayman-Inseln, Martin Richter, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Diese Vorgehensweise stößt nicht uneingeschränkt auf Gegenliebe. Bei den Einheimischen wächst der Unmut darüber, dass die lukrativen Jobs in der Finanzbranche hauptsächlich von Ausländern besetzt sind.

Bereits rund die Hälfte der Bevölkerung auf der Insel kommt aus dem Ausland. Während die Arbeitslosenrate unter den Einwanderern bei 2 Prozent liegt, steht sie unter den Einheimischen bei 6,6 Prozent.

"Es ist ganz normal, dass es Unmutsäußerungen gibt, wenn Ausgaben gekürzt werden. Das ist auf der ganzen Welt so", meint Richter. Er ist überzeugt, dass das Budget in zwei Jahren wieder konsolidiert sein wird. Mit dem bewährten Wirtschaftsmodell.