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Kein Plan B zur Wiedervereinigung

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv
Marcoullis: Die Türkei steht zu den Zypern-Gesprächen. Foto: Außenministerium

Griechische Zyprioten lehnen Konföderation ab. | Verhandlerin Kozakou-Marcoullis im Interview. | "Wiener Zeitung": Die jüngste Runde der Verhandlungen um eine Wiedervereinigung Zyperns ist zu Ende gegangen. Warum war auch sie erfolglos? | Erato Kozakou-Marcoullis: Es war nur die intensive Runde, die beendet wurde. Weitere Gespräche werden wohl im Februar und März folgen.


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Doch hat es bisher keine Ergebnisse gegeben.

Es hat ein paar wichtige Vereinbarungen zur Regierungsgewalt gegeben, deren Details aber noch nicht öffentlich sind.

Bekannt ist jedoch, dass die türkischen Zyprioten mehr Mitsprache wollen als Sie, die griechischen Zyprioten, ihnen zugestehen möchten.

Wir haben uns schon vor 30 Jahren auf eine bizonale und bikommunale Föderation geeinigt. Eine Konföderation mit zwei getrennten Staaten, wofür die Türkei Werbung macht, kommt für uns nicht in Frage.

Bei den Wahlen im Norden im April könnte den linksgerichteten Volksgruppenführer Mehmet Ali Talat der Konservative Dervis Eroglu ablösen. Was würde das für die Gespräche bedeuten?

Es wird sehr schwierig. Denn Eroglu hat bereits gesagt, dass er eine Zwei-Staaten-Lösung bevorzugt. Ich hoffe, dass die türkischen Zyprioten mehrheitlich nicht dafür stimmen, sondern für eine Weiterführung der Verhandlungen.

Ist die Türkei - die 1974 Truppen nach Zypern geschickt hat - an weiteren Verhandlungen interessiert?

Sie steht zu den Gesprächen, vor allem zu den Interessen der türkischen Zyprioten. Wenn die Türkei nicht ihren EU-Annäherungsprozess stören will, wird sie sicherstellen, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden - egal, wer in Nordzypern gewinnt.

Eines der ungelösten Probleme ist die Rückgabe von Land, von dem die Menschen 1974 vertrieben wurden und das im Norden nun teilweise weiterverkauft wird. Wie gehen da die Gespräche voran?

Wir haben zwei völlig unterschiedliche Standpunkte. Unserem Vorschlag liegt zugrunde, dass Eigentum dem ursprünglichen Besitzer gehört. Die andere Seite will dem aktuellen Nutzer den Vorrang geben.

Von wie vielen Menschen sprechen wir?

Wir gehen davon aus, dass an die 200.000 griechische Zyprioten aus dem Norden in den Süden vertrieben wurden. Umgekehrt haben rund 45.000 türkische Zyprioten den Süden verlassen.

Denken Sie, dass viele Menschen nach mehr als 35 Jahren zurückkehren möchten? Vielleicht wäre ihnen Geld als Entschädigung lieber?

Es sollte dem Besitzer überlassen werden, was er mit seinem Eigentum macht. Wenn er bereits gestorben ist, kann es sein, dass seine Erben nicht mehr zurückkehren wollen. In dem Fall könnten sie eine Entschädigung wünschen.

Wer soll dafür zahlen?

Wie all das funktionieren soll, wird noch diskutiert. Sicher muss ein Teil des Geldes von der internationalen Gemeinschaft kommen.

Im Moment haben Sie also keine Idee, wie all die Probleme gelöst werden sollen?

Wir werden über die Eigentumsfrage in naher Zukunft reden, und wir haben sie schon in Arbeitsgruppen besprochen. Doch leider gab es bisher keinerlei Einigung.

Was passiert, wenn gar nichts passiert? Bleibt Zypern ein eingefrorener Konflikt?

Es ist in niemandes Interesse, die Situation so zu belassen, wie sie ist. Mit der Zeit werden im Norden immer mehr Türken vom Festland angesiedelt, wird immer mehr Besitz von griechischen Zyprioten verwertet und verkauft. Daher müssen wir eine Lösung finden.

Einen Plan B für Zypern gibt es also nicht?

Nein. Wir arbeiten an Plan A - und das ist eine Wiedervereinigung.

Erato Kozakou-Marcoullis, ehemalige Botschafterin und Außenministerin der Republik Zypern, leitet bei den Verhandlungen zwischen griechischen und türkischen Zyprioten die Arbeitsgruppe für Eigentumsfragen.