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Kein Platz an der Sonne

Von Sabine Ertl

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Sonntagabende in der ARD sind wie ein langer Schlauch, spätestens um 23.15 Uhr mit den "Tagesthemen" kommt man wieder an. Oft zufrieden, oft enttäuscht. Seit Jahrzehnten hat der deutsche Sender am sonntäglichen Programmkleid nichts mehr geändert: 19.10 Uhr, "Weltspiegel", 20 Uhr, "Tagesschau", 20.15 Uhr, TV-Krimi, 21.45 Uhr "Christiansen", 22.45 Uhr, "Kulturreport". Ohne Puffer, ohne Werbe- und Sommerpausen. Niemandem ist eine längere Pause vergönnt, nicht einmal einer Sabine Christiansen. Die TV-Kommissare ermitteln unermüdlich, wenn auch in der x-ten Wiederholung und mit Nachschub aus den Vorjahren. So bleibt das Programmgesicht rund, hausbacken mögen es Kritiker nennen.

Mich hätte beispielsweise über all die Jahre brennend interessiert, wer und mit welchem Hintergedanken das zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgende, aber thematisch sich widersprechende Dreigestirn ARD-Fernsehlotterie ("Ein Platz an der Sonne"), "Lindenstraße" und "Weltspiegel" ins Leben gerufen hat. Steckt etwa hinter dieser ausgeklügelten Konzeption auch eine gute Portion Schadenfreude? Denn wer ist dem Schalk noch nicht in die Falle gegangen und hat sich völlig unschuldig in den Abspann der "Lindenstraße" eingeschaltet, um dort vom Plakativen, vom gezwungen politisch korrekten Grundton, vom selbstreferentiellen Verweis auf "das ist aber die Wirklichkeit" peinlich berührt zu werden. Oder schlimmer, das Bild einer kreischenden Helga Beimer den ganzen Abend nicht mehr abschütteln zu können? Aber das ist wohl auch eine Frage von Überpünktlichkeit und Gewohnheitsliebe, die sich von jedem anders beantworten ließe.