Nach dem Scheitern des Kindergarten-Deals suchen Eltern nach einem Platz für ihre 2300 Kinder.
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Wien. Der Kindergarten-Deal zwischen der Stadt und den Betreibern von "Alt Wien" ist nun doch gescheitert. Laut der Stadt seien Unterlagen für die millionenschwere Bankgarantie vom Vereinsbetreiber Richard Wenzel zwar eingebracht worden, diese hätten aber "keine Rechtwirksamkeit". Daher stellt die Stadt die Förderungen für die 33 "Alt Wien"-Kindergärten ein. Eine Weiterführung des Betriebes ist somit unwahrscheinlich, Wenzel hatte bereits angekündigt im Falle eines Förderstopps die Kindergärten zu schließen.
Betroffen von der Entscheidung sind knapp 2300 Kindergartenkinder, die nun ihren Platz verlieren und etwa 300 Mitarbeiter, die sich nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen müssen.
Eine betroffene Mutter lässt ihren Frust auf der Facebookseite "Kiga Alt Wien" aus: "Ich fange in einer Woche nach zwei Jahren Karenz wieder an zu arbeiten, wie schaffe ich das, innerhalb so einer kurzen Zeit meinem Sohn einen neuen Kindergarten zu finden, und was meine größte Sorge ist, wie wird er das überleben sich wieder einzugewöhnen?" Ihr Sohn war zuvor erst seit einem Monat in einem "Alt Wien"-Kindergarten und hatte große Probleme bei der Eingewöhnung.
Zu Wort meldeten sich auf der Seite auch "Alt Wien"-Mitarbeiter: "Wer denkt noch an uns? Wir stehen ab September auf der Straße."
Infos über Medien erfahren
Bis Ende August wird der Verein noch Förderungen von der Stadt erhalten. Was danach passiert, liege nach Auskunft des Büros von Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) in der Verantwortung der Vereinsverantwortlichen. "Wir haben lediglich die Förderung gestoppt. Wie und ob der Kindergarten weitergeht, liegt an Herrn Wenzel."
Vonseiten des Vereins reagiert man mit Unverständnis über die Entscheidung der Stadt. "Herr Wenzel hat alles vorgelegt, was die Stadt verlangt hatte. Wir waren daher zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommt. Am Donnerstagabend haben wir dann über die Medien erfahren, dass der Deal nicht zustande kommt", erklärt eine Sprecherin.
Aus dem Frauenberger-Büro heißt es dazu: "Die Sichtweise von Herrn Wenzel entspricht nicht der Wahrheit. Wir wollen auf das Schärfste kritisieren, dass Herr Wenzel falsche und widersprüchliche Informationen verbreitet."
Für die Eltern geht es nun darum einen Platz für ihre Sprösslinge zu finden. Plätze angeboten haben bereits mehrere private Kindergartenbetreiber. 600 Kinder könnten die SPÖ-nahen Kinderfreunde anbieten. Wobei man natürlich nicht einen Platz "gleich ums Eck" versprechen könne. Der Verein betreut mit 12.000 Kids an 160 Standorten deutlich mehr als zehn Prozent des Wiener Nachwuchses.
Private bieten Unterstützung an
Die St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien habe ab September 210 Plätze frei, in der selben Größenordnung können die mit rund 80 Standorten vertretenen Kinder in Wien (Kiwi) Betreuungsplätze zu Verfügung stellen.
Sollten die einschlägig ideologischen Richtungen der Privaten die Eltern nicht stören, könnten zumindest 1000 Kinder untergebracht werden. Was mit den restlichen 1300 Kindern passiert, ist jedoch unklar.
In Hinblick auf die 300 "Alt Wien"-Mitarbeiter, die mit einer Schließung der Kindergärten ihren Job verlieren, heißt es von allen drei Privateinrichtungen, dass sie auf der Suche nach Personal seien. Unterstützung sichert ihnen auch die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) zu. Schon vergangene Woche, kurz nach Bekanntwerden der Causa, wurde eine Info-Veranstaltung organisiert.