ÖBB rüsten sich für Ansturm auf der Weststrecke, weil viele Pendler den Westbahn-Aufpreis nicht zahlen wollen.
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Wien. Für Bahnpendler von und nach Wien werden die Sitzplätze ab kommender Woche wohl knapp: Viele Pendler wollen den von der Westbahn angekündigten Pendleraufpreis nicht zahlen und werden daher mit den ÖBB fahren. Die ÖBB rüsten sich schon für mehr Fahrgäste und planen zusätzliche Stopps, unter anderem in Tullnerfeld. Von diesem Bahnhof ist derzeit die Westbahn bis auf wenige Ausnahmen die einzige schnelle Verbindung Richtung Wien. Sollten die Züge überfüllt sein, könnten wie vor Feiertagen zusätzliche Waggons angehängt werden, sagt ÖBB-Sprecherin Sarah Nettel. Beim "railjet", dem schnellsten Fernverkehrszug, ist dies allerdings nicht möglich - hier ist eine Doppelgarnitur das Maximum, und diese ist bisher schon zu Stoßzeiten im Einsatz. Derzeit gebe es aber kein Kapazitätsproblem, so Nettel.
Anders bei der Westbahn, die nur zwischen Wien und Salzburg fährt: In der Früh bekommen Gäste auf der Strecke von St. Pölten nach Wien kaum einen Sitzplatz. Durch die Ausweitung der Parkpickerl-Zonen in Wien sind viele Berufstätige auf die Bahn umgestiegen, in manchen Westbahn-Zügen sind 90 Prozent der Fahrgäste Pendler.
"Preiserhöhung konterkariert den Verbundgedanken"
"Fahrgäste, die unseren Haustarif zahlen, müssen dann auf den Stiegen sitzen oder stehen", sagt Westbahn-Sprecherin Angelika Veith. Mit der großen Zahl an Pendlern sei es nicht möglich, den Qualitätsstandard zu erhalten. Daher müssen Besitzer von Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahreskarten in Wien und Niederösterreich ab Montag in der Westbahn draufzahlen: Von Montag bis Freitag verlangt die mehrheitlich private Bahn in Stoßzeiten zwei Euro, auf der Strecke Wien-Amstetten drei Euro. Zur Monatskarte St. Pölten bis Wien-Stadtgrenze vom Verkehrsverbund Ostregion (VOR) um 111,50 Euro würde also ein Aufpreis von maximal 69 Euro in der Westbahn hinzukommen. Dazu kommen die Kosten für die Benützung der Wiener Linien.
Kritik kommt vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ): Statt eines Tarifdschungels brauche es einfache Fahrkartenpreise, ausreichend Informationen und natürlich häufige Verbindungen.
Im VOR, wo die Westbahn als Vollmitglied aufgenommen werden soll, lehnt man den Aufschlag ebenso ab: "Eine Preiserhöhung konterkariert den Verbundgedanken", sagt ein VOR-Sprecher.
Die Westbahn argumentiert damit, dass Züge mit überproportionalen Pendleranteilen nicht wirtschaftlich zu betreiben seien, außer das Unternehmen erhalte eine Stützung. Dieser Antrag wurde vom Verkehrsministerium aber abgelehnt. Auch die ÖBB erhalten im Fernverkehr auf der Weststrecke keine Leistungsbestellung (Stützung), sondern nur im Nahverkehr.
An den Fahrkartenpreisen der Westbahn - die zum halben Preis der ÖBB-Normaltickets fährt - soll sich aber nichts ändern, betont Veith: "Wir wollen nicht unsere Haustarifkunden bestrafen." Eine Investition in neue Züge sei zur Kapazitätserweiterung notwendig, aber nur mit Leistungsbestellung machbar.
Neue ÖBB-"cityjets" ab Ende 2015 für den Nahverkehr
Kräftig investiert wird von der öffentlichen Hand in neue ÖBB-Nahverkehrs-Züge. Am Dienstag wurde der "cityjet" präsentiert, der ab Ende 2015 als Regionalzug und S-Bahn schrittweise in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark eingesetzt wird. Das Verkehrsministerium und die Bundesländer machen insgesamt 550 Millionen Euro locker, 90 Prozent davon kommen aus dem Ministerium.
Die 100 "cityjets" werden die blauen 4020er-Regionalzüge ablösen, 30 davon werden mit 244 Sitzplätze und sechs Türen pro Einstiegsseite als S-Bahn eingesetzt, 70 Garnituren mit 259 Sitzplätzen und vier Türen pro Seite im Regionalverkehr. Der neue "Desiro ML" von erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. "Was der railjet für den Fernverkehr ist, das wird der cityjet für den Nahverkehr sein", sagt ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern. Jeder Sitzplatz wird mit einer Leselampe, Steckdose und ausklappbarem Laptop-Tisch ausgestattet, zudem gibt es Komfortsitze und Infoscreens.