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Kein Regen in Sicht

Von Vilja Schiretz

Politik

Der März ist heuer ungewöhnlich trocken. Ein erhöhtes Waldbrandrisiko ist die Folge.


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Es ist ungewöhnlich trocken in Österreich. Auf Bregenz ist seit Monatsbeginn noch kein Regentropfen gefallen, und auch in Graz und Innsbruck war der geringe Niederschlag zu Wochenbeginn der erste im März. Im Rest des Landes ist die Situation kaum anders, bis jetzt wurden im ersten Frühlingsmonat laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) kaum Regenfälle verzeichnet. Vergleicht man die bisherige Niederschlagsmenge mit der in den Märzmonaten der Jahre 1981 bis 2010, beträgt sie über ganz Österreich gerechnet gerade elf Prozent des 30-Jahres-Durchschnitts. Etwas mehr Regen und Schnee hat nur der Norden Österreichs abbekommen, doch auch hier liegt man deutlich unter dem Schnitt der vergangenen Jahrzehnte.

Aber schon der Winter fiel in weiten Teilen des Landes weniger feucht aus als gewöhnlich. Grund für die anhaltende Trockenheit ist eine außergewöhnliche Wetterlage, sagt Andreas Demel, Meteorologe beim privaten Wetterdienst Ubimet. Mehrere Hochdruckgebiete seien über Mitteleuropa gezogen und hätten mögliche, vom Atlantik kommende Tiefs von Österreich ferngehalten. Die Hochs, die Österreich aktuell erreichen, kommen vor allem aus Osten, etwa Russland, nach Europa. Wegen des dortigen kontinentalen Klimas seien solche Luftmassen meist trocken, so Demel. Meteorologen sprechen von blockierenden Hochdruckgebieten.

Trockenschäden an Feldfrüchten befürchtet

Die anhaltende Trockenheit hat weitreichende Folgen. Nicht nur Landwirte befürchten Trockenschäden an ihren Feldfrüchten. Auch in der Grundwasserführung macht sich der Mangel an Niederschlägen bemerkbar, sagt Klimaforscher Klaus Haslinger, der bei der Zamg zu Trockenheit und Hydrologie forscht. Aktuell verzeichnet vor allem die Steiermark niedrige Pegel. Ausgetrocknete Wiesen und Wälder erhöhen außerdem die Waldbrandgefahr. Vor allem Gebiete, wo schon seit längerem kein Schnee liegt und somit auch kein Schmelzwasser die Böden feucht halten kann, sind gefährdet.

Diese Woche musste die Feuerwehr aus diesem Grund bereits in Tirol, Niederösterreich und Kärnten ausrücken. Insgesamt zählt die Feuerwehr 2022 bereits 40 Einsätze aufgrund von Waldbränden, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum nur 13. Die Land- und Forstbetriebe Österreich mahnen Waldbesucher daher zu besonderer Vorsicht. Eine weggeworfene Zigarette könne ebenso einen großflächigen Brand auslösen wie eine Glasscherbe, die sich im Sonnenlicht erhitzt. In weiten Teilen Niederösterreichs trat am Mittwoch die Waldbrandverordnung in Kraft, die jedes Entzünden von Feuern in Waldnähe unter Strafe stellt. In Wien herrscht seit Donnerstag Grillverbot auf öffentlichen Grillplätzen.

Sichtbar wird die Trockenheit auch am Neusiedler See: Der Wasserstand liegt aktuell bei 115,23 Metern über der Adria, das ist der niedrigste Stand in einem März seit Beginn der Messungen im Jahr 1965. Die Versorgung der Wasserkraftwerke sieht Haslinger hingegen nicht in akuter Gefahr, aktuell würden Flüsse von ausreichend Schmelzwasser gespeist. Hier stelle eher anhaltende Trockenheit im Sommer ein Risiko dar.

Schon in den vergangenen 10 bis 15 Jahren waren die Frühjahre in Österreich tendenziell trocken. Weniger geregnet als im Frühling 2021 hatte es nur dreimal seit Messbeginn im Jahr 1858. Direkt auf den Klimawandel könne man dieses Phänomen jedoch nicht zurückführen, meint Haslinger. Eine ähnliche Abfolge trockener Frühlingsmonate habe es bereits in den 1940er Jahren gegeben.

Paradoxerweise zeigt sich die globale Erwärmung aufgrund des Klimawandels vielmehr darin, dass insgesamt sogar immer mehr Wasser in der Atmosphäre zirkuliert. Grund dafür sind die schmelzenden Eiskappen, wodurch mehr Wasser verdunstet und in der Luft als Wasserdampf gespeichert wird. Mehr Wasser in der Atmosphäre bedeutet aber nicht automatisch auch mehr Niederschlag. Denn Verdunstung und Niederschläge sind regional sehr unterschiedlich und unter anderem von geologischen Strukturen - wie den Alpen - geprägt.

Anzahl der Wetterextreme hat zugenommen

In Österreich zum Beispiel ist die Gesamtmenge des Niederschlags über das Jahr verteilt seit Jahrzehnten relativ gleich. Was aber zugenommen hat, ist den Aufzeichnungen zufolge die Anzahl der Wetterextreme wie mächtige Gewitter mit Überflutungen oder eben Dürreperioden, berichtet der Wetterdienst Ubimet.

Klimaforscher Haslinger arbeitet derzeit an einer Studie, die die Trockenheit in Mitteleuropa mit der Meeresoberflächentemperatur des Nordatlantiks in Zusammenhang bringt. Nicht die durch den Klimawandel bedingte generelle Erwärmung des Ozeans, sondern höhere Temperaturen in einem ganz bestimmten Gebiet steuern laut Haslinger die Luftdruckverteilung über Europa und führen zur aktuellen Wetterlage: "Wenn man sich die Meeresoberflächentemperatur in den 1940er Jahren ansieht, erkennt man ein ähnliches Muster."

Schäden für die Landwirtschaft noch schwer einschätzbar

Allerdings hat die Klimaerwärmung den Beginn der Vegetationsperiode, also das "Erwachen" der Natur, nach vorne verschoben. Pflanzen würden daher gerade im März und April dringend Wasser zum Wachsen benötigen, das jetzt vielerorts fehlt.

Welche konkreten Schäden die Natur aber auch die Landwirtschaft vom trockenen März 2022 davontragen werden, ist laut Haslinger noch schwer abzuschätzen, dafür sei es noch zu früh im Jahr. Sollte sich die Großwetterlage bald ändern, würden die Schäden wohl abgemildert werden. Ein Blick auf die Wetterkarte gibt jedoch wenig Grund zur Hoffnung: In den nächsten zwei Wochen sieht es laut dem Klimaforscher nicht nach einer Veränderung in Richtung stärkerer Niederschläge aus.