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Kein Respekt mehr vor dem Alter!

Von Christina Böck

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Dass die Australier ein recht legeres Völkchen sind, das weiß man. Dass sie es mitunter nicht so streng mit der Pietät sehen, das ist wiederum neu. Aber vielleicht war es ja auch nur eine Ausnahme, dieser Tage in der Zeitung "The Australian". Da erschien ein Nachruf auf die Schriftstellerin Colleen McCullough. Der Verfasser konnte offensichtlich mit dem Oeuvre der "Dornenvögel"-Autorin nicht viel anfangen. Deswegen konzentrierte er sich in seinem Text darauf, dass McCullough "sicherlich übergewichtig" gewesen sei. Aber sie habe trotzdem nie ein Problem gehabt, für Männer attraktiv zu sein, wird die Schriftstellerin schon im ersten Absatz zitiert.

Nun verleiht es einem Porträt ja durchaus Farbe, wenn man auch persönliche Facetten beschreibt. Aber es sollte einem halt sonst schon auch noch etwas einfallen. Dass das im "Australian" nicht so war, sorgte für Empörung. Zu Recht, denn wenn man keine würdige Würdigung schreiben will, dann sollte man es vielleicht ganz lassen. Nicht einmal Pater Ralph würde darüber gütig hinwegsehen.

In London sorgt derweilen ein anderer Publikumsliebling - in tatsächlicher Übergröße - für Aufregung. Im Naturhistorischen Museum soll der Diplodocus-Saurier, der die Gäste empfängt, in Pension geschickt werden. Die Briten sind darob nicht etwa empört, nein, sie sind rechtschaffen traurig. "Dippy" soll durch einen dynamischen Blauwal in "spektakulärer Tauchhaltung" ersetzt werden, laut Museumsdirektor. Da fragt man sich schon: Wenn jetzt sogar im Naturhistorischen Museum der Jugendwahn einkehrt, wie soll das noch weitergehen?