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Gut, die Aufregung in Sozialen Medien ist schnell groß. Aber selbst für weniger Empörungsbereite bot die Gästerunde der ARD-Talkshow "Anne Will" am Sonntag ein bizarres Bild. Eingeladen war da - zum Thema "islamistische Radikalisierung" - die Schweizer Konvertitin Nora Illi. Sie saß in voller Verschleierung, also in einem Niqab, der nur die Augen freigibt, vor der Kamera. Noch beklemmender machte das Bild, dass der Rest der Runde durchwegs aus Männern bestand - abgesehen von der Moderatorin.
Die ARD muss sich nun der Kritik stellen, dass Illi eingeladen wurde. Es ist eine ähnliche Situation, wie sie vor kurzem Servus TV erlebte, das den Chef der Identitären in eine Talkshow geladen hatte. Da wie dort wurde den Sendern vorgeworfen, radikalen Seiten eine Plattform zur Propaganda zu geben. Illi war übrigens erst vor einigen Tagen auch beim österreichischen Puls4 eingeladen, auch da pries sie die Entfaltungsmöglichkeiten von muslimischen Frauen unter dem Schleier.
Es gibt freilich einen Unterschied: Privatsender können unbeschwerter Gäste auswählen, von der ARD als öffentlich-rechtlichem Sender erwartet man mehr Sorgfalt. Man hätte bei der Vorstellung von Illi als Frauenbeauftragter des Islamischen Zentralrats Schweiz erwähnen müssen, dass es sich nicht um eine Vertretung der Muslime der Schweiz handelt, sondern um einen radikal-islamischen Verein, der vom Nachrichtendienst beobachtet und vom Großteil der Muslime gemieden wird. Selbst wenn die Einladungspolitik von Anne Will nicht im Dienste der Provokationsquote stand, werden solche TV-Bilder kaum zu einem friedlichen Miteinander beitragen.