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Kein Sieger im Schiiten-Krieg: Maliki geschwächt, Iran lachender Dritter

Von Georg Friesenbichler

Analysen

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Nach der Aufforderung zum Rückzug, die al-Sadr an seine Milizen geschickt hat, bleibt von der gepriesenen Führungsstärke der irakischen Regierung allerdings nicht viel übrig. Noch ist unklar, wie wirksam der Appell des Schiitenpredigers tatsächlich ist - ganz scheint er seine Bewegung nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Ersten Meldungen zufolge flauten die Gefechte jedoch ab. Al-Sadr hat zur Bedingung gemacht, die Offensive zu beenden und seine Kämpfer freizulassen. Wenn dies erfüllt wird, steigt er aus den blutigen Kämpfen ohne Gesichtsverlust aus.

Das gleiche kann man von Maliki nicht behaupten. Er selbst hat zugegeben, die Gegenwehr unterschätzt zu haben. Die "entscheidende und finale Schlacht" gegen die Miliz-Kämpfer, von Maliki als "schlimmer als Al-Kaida" bezeichnet, musste ausfallen. Nicht nur in der Ölmetropole Basra, auch in anderen großen Städten des Südens und in der Hauptstadt Bagdad haben die Mahdi-Kämpfer ihre Stärke demonstriert. Ihre Waffen wollen sie weiterhin nicht abgeben.

Sein Vorgehen hat Maliki nicht nur Kritik in den eigenen Reihen eingebracht, sondern auch seine Position für die Regionalwahlen im Oktober geschwächt. Diese zu stärken, sei das eigentliche Ziel der Offensive gewesen, wurde ihm von Sadr-Anhängern vorgeworfen. Im Süden konkurriert die Mahdi-Armee mit Malikis Dawa-Partei und der Badr-Organisation, bewaffneter Arm des Obersten Islamischen Rates, der mit Maliki in der Koalition sitzt.

Dass Maliki bei der Bekämpfung der aufständischen Glaubensgenossen auf US-Unterstützung zurückgreifen musste, bestätigt einerseits die Vorwürfe, er sei nur eine Marionette der Amerikaner, andererseits widerspricht sie der von Bush aufgestellten These, dass die irakischen Truppen die Ordnung im Land allein aufrechterhalten könnten. Die USA wollen denn auch nach der geplanten Heimkehr von 30.000 Soldaten erst einmal eine Pause beim Truppenabzug beilegen.

Der eigentliche Sieger der Auseinandersetzung dürfte in einem anderen Land beheimatet sein: Der Sadr-Aufruf geht angeblich auf Vereinbarungen zurück, die Vertreter der Mahdi-Armee, der Dawa-Partei und der Badr-Miliz getroffen haben - im Iran. Teheran hat einmal mehr seine Bedeutung in der Region unterstrichen.