Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Als "Vermittler zwischen Theaterbetrieb und Schreibtisch" betrachten sich die Initiatoren der Wiener Wortstätten. Vor zwölf Jahren haben der Dramatiker Bernhard Studlar und der Regisseur Hans Escher das Dramenlabor für Autoren mit Migrationshintergrund ins Leben gerufen: Mehr als 40 Autorinnen und Autoren aus
20 Ländern arbeiteten bisher im Rahmen der Wiener Wortstätten; 30 Textstücke sind entstanden, die veröffentlicht und zum Teil uraufgeführt wurden. Ausweis knochenharter Basisarbeit. Ihren größten Erfolg verbuchte die Institution mit dem aberwitzigen Rachemord-Stück "Habe die Ehre" des syrischen Kurden Ibrahim Amir, das 2013 mit dem Nestroy ausgezeichnet wurde. Nun hat die Wiener Theaterjury keine Empfehlung für die Fortführung der Vierjahresförderung ausgesprochen; der zuständige Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny will sich an den Vorschlag halten, schon zuvor wurden Mittel gekürzt. Die Initiatoren wehren sich mit einer breit angelegten Unterschriftenaktion. Natürlich gibt es keinen fixen Anspruch auf Fördergelder, und man kann durchaus argumentieren, dass die Ergebnisse der jahrelangen Mühen nicht gerade berauschend sind. Der Veränderungsbedarf sollte aber Ansporn sein, um sich neu zu erfinden, andere Wege einzuschlagen, um interkulturelle Dramatik stärker sichtbar zu machen, diese noch nachhaltiger zu verankern. Der interkulturelle Aspekt des Projekts, der Dialog zwischen den Kulturen ist wichtiger denn je. Es wäre unerhört und skandalös, den Spartstift auf ideologischer Ebene anzusetzen. Die Frage muss lauten: Wie lassen sich Strukturen verändern und verbessern?