Das Geburtshaus eines Massenmörders kann nur einer Verwertung zugeführt werden: der Verschrottung.
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Am besten wäre es, man müsste darüber gar keine Worte verlieren, weil Haus und Ort völlig bedeutungslos sind. Alles, was dazu gesagt wird, ist bereits ein Wort zu viel. Warum dann doch?
Hitler hat in dem Haus in Braunau am Inn nur drei Jahre seiner Kindheit verbracht und wurde dort nicht antisemitisch sozialisiert. Wenn, dann ist das in Linz oder später in Wien erfolgt. Mehr Berechtigung als Gedenkort gegen die Nazi-Herrschaft hätte daher sogar das frühere Männerwohnheim in der Meldemannstraße in Wien Brigittenau, heute ein Altenpflegeheim, wo Adolf Hitler 1910 bis 1913 Unterschlupf gefunden hatte, ehe er nach München weiterzog. (Die Meldemannstraße war damals eine Kleinwohnungsanlage für Ledige, nicht wie später ein Obdachlosenhaus.)
Die Debatten um das Hitler-Geburtshaus sind so alt wie die Zweite Republik. Und während es in der Kleinstadt Braunau am Inn eine recht unaufgeregte Herangehensweise an das Thema gibt, wird über dieses Haus im Rest Österreichs höchst kontrovers debattiert. Vorschläge von einem "Haus der Verantwortung" oder einem "Haus des Friedens" machen seit Jahren die Runde, führen aber zu keinen konkreten Maßnahmen.
Man fühlt sich erinnert an die Diskussionen um das "Haus der Geschichte": 1997 hat der damalige, mittlerweile verstorbene, Leiter des Jewish Welcome Service Leon Zelman, vorgeschlagen, das Palais Epstein am Wiener Ring zu einem "Haus der Toleranz" zu machen. Im zweiten Quartal 2019 soll dieses "Haus der Geschichte Österreich" in der Neuen Burg eröffnet werden - sage und schreibe 22 Jahre musste darum gestritten werden. Soll eine ähnliche Peinlichkeit jetzt für Braunau begonnen werden? - Dort gibt es übrigens immerhin in einem fünf minütigen Fußweg vom Hitler-Geburtshaus entfernt den Jägerstätter-Park.
Mit der Beschlussfassung des Gesetzes zur Enteignung im Ministerrat wird nun der Weg frei gemacht, das Hitler-Geburtshaus endlich einer Bestimmung zuzuführen, die frei ist von denkmalschützerischen Überlegungen. Damit wird auch der Weg zum Schleifen frei. Bleibt zu hoffen, dass sich Bundeskanzler und Vizekanzler in dieser Frage dem Innenminister anschließen.
Als Vorbild könnte Berlin dienen. Dort wurden zu Beginn der 1990er Jahre die letzten Reste des sogenannten "Führer-Bunkers" gesprengt. Jenes Bunkers, in dem sich Hitler am 30. April 1945 erschossen hat. Zu groß war die Sorge, dass diese Luftschutzbunker zu einer Pilgerstätte für Neonazis und Rechtsradikale werden könnte. Dasselbe gilt für das Haus in Braunau. Niederreißen ist die einzig saubere Lösung. Es braucht kein Täter-Denkmal.